Der Sound der Brooklyn-Noise-Formation EXCEPTER erinnert klangästhetisch an das ganze Industrial-Zeug der späten Siebziger und frühen Achtziger: nach experimentierend suchender Verklanglichung einer apokalyptischen Weltsicht.
Bestand das Instrumentarium damals aus Schrott und Alltagsgegenständen, so sind die Werkzeuge des frühen 21. Jahrhunderts digitaler Art. Das Sextett aus New York City nutzt eine ganze Armada synthetisierender Gerätschaften, um improvisierte Elektro-Noises, dubbige Hall-Fahnen und pulsierende Rhythmus-Patterns zu generieren, über die Textbeiträge in Form von zombiemäßigem Gestöhne gelegt werden.
Daraus ergibt sich ein Sound, wie er wohl nur aus einem Moloch vom Format New Yorks kommen kann. Zivilisationsmüdigkeit und Perspektivlosigkeit versus avantgardesker Ausdrucksexperimentalität und Hipstertum.
Ein Grenzgang aus Entfremdung; kühl, distanziert, unruhig, durchgeknallt, verdrogt, esoterisch, psychedelisch. Aufgrund des Prinzips der jammernden Improvisation ergeben sich immer wieder auch ausgedehnte, uninspiriert wabernde Passagen, oder solch verstörende Kakophonie.
Auf der anderen Seite gelingt es EXCEPTER, Klang von fester Zeit und festem Rhythmus zu lösen, indem Struktur nicht als wünschenswertes Endergebnis behandelt wird, sondern als Vehikel zur Generierung von klanglichem Material, welches in ganz eigener Dauer und Logik erzeugt und wieder gelöst wird.
„Presidence“ ist eine Zusammenstellung von Live-Improvisationen aus den Jahren 2003 bis 2008, die in 138 Minuten Varianten der EXCEPTER-Songs, Varianten von „Zuständen“ EXCEPTERs selbst darstellen.
Störrisch, herausfordernd, kräftezehrend.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Konstantin Hanke