Relativ unbemerkt hatte der deutsche Elektronik-Pionier Hans-Joachim Roedelius (CLUSTER, HARMONIA), der in letzter Zeit durch diverse Rereleases neu erwachte Aufmerksamkeit erfuhr, kürzlich auf dem Wiener Label Fabrique ein neues Album veröffentlicht.
Darauf enthalten sind fünf epische Stücke, das längste dauert 20 Minuten, bei denen Roedelius, der ja ursprünglich gelernter Physiotherapeut ist, minimalistische Ambient-Elektronik mit reduzierten Klavier-Klängen verbindet.
Wie so oft bei Roedelius ergibt sich dabei ein spannender Kontrast zwischen sehr melodischen konventionellen Momenten und einem abstrahierten Umgang mit Sounds, bei dem ein Höchstmaß an atmosphärischer Dichte entsteht, wodurch man tatsächlich das Gefühl für Zeit und Raum verliert und einem selbst ein 13-minütiges sperrig-experimentelles Stück wie „Eo ipso“ erheblich kürzer erscheint.
Und so klingen Roedelius’ Kompositionen selbst in ihren avantgardistischsten Momenten eher wie seltsame Popsongs und nicht wie unterkühlte Laptop-Frickeleien, was seine Solo-Platten, ebenso wie seine Zusammenarbeit mit Dieter Moebius bei CLUSTER, schon immer ausgezeichnet hat.
Und man kann ihm nur beipflichten, wenn er im Klappentext der CD anmerkt, dass seine Musik ja für viele Menschen Balsam fürs Gemüt sei und er insofern seinen eigentlichen Beruf nie aufgegeben hätte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #85 August/September 2009 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Thomas Kerpen