Seit 1989 macht die aus Vancouver, Kanada stammende Sängerin und Gitarristin Ani Kyd mit Bands wie RUMBLEFISH, SPANKING MACHINE, SPANKIN' BETTY, KYD MONOPOLI oder FUEL-INJECTED 45 schon Musik, trotzdem ist mir der Name bisher völlig unbekannt gewesen.
Angesichts der Großartigkeit von "Evil Needs Candy Too" ist das wohl eine Bildungslücke, die ich demnächst mal schließen sollte. Denn mit ihrer ersten richtigen Soloplatte hat mich die Frau völlig in ihren Bann gezogen.
Zusammen mit einem der besten Schlagzeuger, den der Metal je hervorgebracht hat, Gene Hoglan (STRAPPING YOUNG LAD, DEATH und vor allem die grandiosen DARK ANGEL) und dem FEAR FACTORY- und STRAPPING YOUNG LAD-Bassisten Byron Stroud sowie dem mir unbekannten Gitarristen Ian White hat Ani Kyd eine unglaublich wuchtige und gleichzeitig wunderschöne Platte aufgenommen, die sich in keine Schublade zwängen lässt.
Auf "Evil Needs Candy Too" findet sich Punkrock, Hardcore, Gothic - und Deathrock sowie ganz viel harter Metal, ohne dass man die Platte eindeutig einem Genre zuordnen und den anderen Genres bloß einen Einfluss zusprechen könnte.
Auch für Slidegitarren und dezente Elektronik ist da noch Platz. Also eine absolut homogene Mischung, die ich in dieser Form mal einmalig nennen möchte. DANZIG kommen mir als hinkender Vergleich in den Sinn, aber darauf will ich nicht festgenagelt werden.
Egal ob balladesk, stampfend rockend oder mit voller Energie nach vorne preschend: jeder Song auf "Evil Needs Candy Too" ist eine mitreißende Hymne. Bombast ist hier ausnahmsweise mal nicht als abwertend zu verstehen.
Ihren ganz besonderen Reiz bekommen die durchweg hervorragend arrangierten Songs aber durch die Gänsehaut erzeugende Stimme Ani Kyds. Ob sie dir gerade zärtlich ins Ohr flüstert oder dich anbrüllt, man kann sich nur in diesen Gesang verlieben.
Hör' dir den Song "Erase" an, sink' auf die Knie und gib mir Recht. Produziert hat "Evil Needs Candy Too" übrigens Jello Biafra himself, der auch ein wenig Background-Gesang beigesteuert hat.
Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass sich die Großartigkeit der Platte nicht beim ersten Hören erschließt, ein wenig Zeit und eine kleine Metal-Affinität sollte man schon mitbringen.
Dann aber offenbart sich ein Meisterwerk, das nicht mehr loslassen will. (10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und André Bohnensack