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PARAISO

El Corte Final

Auch wenn der faschistische Diktator Franco, der Spanien vierzig Jahre lang in seinen Krallen hatte, schon 1975 krepiert war, dauerte es doch noch einige Jahre, bis aus Spanien eine normale westliche Demokratie wurde.

Um 1980 herum entwickelte sich in der Hauptstadt „La Movida“, grob gesagt so was wie die spanisch Version von New Wave, eine Alternativkultur. In diesem Kontext entstand unter Führung von Fernando Márquez alias El Zurdo die Band PARAISO, die mit ihrer Single „Para Ti“ aus heutiger Sicht zwar bestenfalls schönen LoFi-Pop machte (kein Punk, kein New Wave!), damit aber ein Lied veröffentlichte, das vielen, die damals jung waren, bis heute heilig ist – bestimmte Phänomene versteht man eben nur im Kontext von Zeit und Entstehungshintergrund.

PARAISO waren ein kurzlebiges Phänomen, die im Beiblatt auf Spanisch und Englisch dokumentierte kurze Bandgeschichte liest sich extrem chaotisch. „Kult“ wurden sie damit dennoch und veröffentlichten seinerzeit nur eine 7“.

Munster Records hat nun Aufnahmen der Band ausgegraben, die als „lost album“ der Band gelten, und hat sie als LP (mit CD) und CD veröffentlicht. Historisch betrachtet war das für die Generation der damals Jungen sicher wichtig, den Zugang als Nicht-Spanier einer anderen Generation muss man sich jedoch erarbeiten.

Fernando Márquez machte in den Achtzigern mit den Bands KAKA DE LUXE und LA MODE weiter, fiel in den Folgejahren aber in Ungnade, wie ich mir aus spanischsprachigen Quellen erschlossen habe: politisch ein ziemlicher Wirrkopf, trieb (treibt?) er sich mit seltsamen Rechtspopulisten herum und wird deshalb, so scheint mir, heute nicht mal mit dem spitzen Stock angefasst.