EIN ORDENTLICHER RITT

Irvine Welsh

Als ich Ox-Kolumnist Lindsey Hutton fragte, was er als Edinburgher eigentlich von Irvine Welsh und dessen massiv auf Edinburgher Lokalkolorit setzenden Romanen hält, ahnte ich die Antwort bereits: Seine Art die schottische Sprache zu „shakespearisieren“ erwische ihn auf dem völlig falschen Fuß, „Trainspotting“ sei von einer Subspezies hochgejubelt worden, die leider Einfluss auf die Populärkultur habe, und sowieso sei es schon schlimm genug, mit Typen, wie sie Welsh beschreibt, im Alltagsleben zu tun zu haben, da müsse man nicht noch in einem Roman darüber lesen.

Im Übrigen halte er Welsh für das literarische Äquivalent zu Bobby Gillespie. Allerdings, so muss er zugeben, hielten nicht wenige seiner Mitbürger Welsh für einen „Botschafter“. Deutliche Worte, welche die Fangemeinde, die Welsh auch hierzulande hat, kaum beeindrucken dürften.

Sogar die deutschen Übersetzungen, die in diesem Fall angesichts der Bedeutung der lautsprachlichen Wiedergabe des schottischen Sprache im englischen Original wie Coverversionen von Rock-Klassikern wirken, schaffen es noch leidlich, die Protagonisten in „Ein ordentlicher Ritt“ oft wie Karikaturen dastehen zu lassen – und manchmal ist mir in dieser Geschichte einfach zu viel Sex und Sperma im Spiel.

Welsh übertreibt es da fast so wie seine Hauptfigur Terry „Juice“ Lawson, ein Taxifahrer mit großem Ego und großem Schwanz, der sich kreuz und quer durch die Stadt vögelt und prügelt – bis er eine einschneidende Diagnose erhält, die seine Aktivitäten erstmal bremsen.

Es geht um Whisky, einen US-TV-Star, bei dem man automatisch Trump vor Augen hat, um Whisky, Golf und Nekrophilie. Macht wie immer Spaß zu lesen, aber ... ein fader Beigeschmack bleibt.