Foto

EIN MANN SIEHT ROT

Es ist nicht bekannt, ob Michael Winners „Ein Mann sieht rot“ einer der Lieblingsfilme von Wayne R. LaPierre oder Donald Trump ist. Thematisch wirkt Winners Film immer noch recht zeitgemäß, was die Debatte über schärfere Waffengesetze in den USA betrifft und damit die Einschränkung des Rechts auf Selbstverteidigung der amerikanischen Bürger.

Insofern kommt Eli Roths Remake von „Ein Mann sieht rot“ (unter dem Originaltitel „Death Wish“) eigentlich zu einem passenden Zeitpunkt, denn nach einem weiteren Amoklauf scheint auch die breite Masse in den USA inzwischen den freien Zugang zu Waffen für jedermann kritischer zu sehen.

In Deutschland pochte der Staat schon immer auf sein Gewaltmonopol, was auch dazu führte, dass Filme mit allzu plakativer Selbstjustiz-Thematik ganz schnell wegen vermeintlicher Jugendgefährdung (Wieso eigentlich nur Jugend?) auf dem Index landeten.

So wie auch „Ein Mann sieht rot“, nachdem er noch ungekürzt in den deutschen Kinos lief und zuerst auch in dieser Form auf VHS erschien. Nach 35 Jahren entschied sich die BPjS jetzt für eine Listenstreichung, wie schon bei den (miserablen) Fortsetzungen 3-5 – nur der extrem sleazige zweite Teil bleibt weiterhin indiziert.

Für StudioCanal ein Anlass, „Ein Mann sieht rot“ auf DVD und Blu-ray neu aufzulegen, der jetzt sogar eine FSK-Freigabe „ab 16“ erhielt. Ein guter Beleg für die Fragwürdigkeit und Willkür vieler BPjS- und FSK-Entscheidungen, denn auch wenn es inzwischen Filme mit deutlich kruderen Darstellungen von Gewalt gibt, hat sich dadurch nichts am zynischen Umgang mit dem Thema Selbstjustiz in „Ein Mann sieht rot“ und seiner zwiespältigen Botschaft geändert.

Denn Charles Bronson macht als Architekt Paul Kersey in diesem gut inszenierten, spannenden Action-Thriller weiterhin gnadenlos Jagd auf kriminelles Großstadtgesindel.