Ganz oder gar nicht. Entweder lässt man sich als Hörer auf das Abenteuer RISE OF AVERNUS mit Haut und Haaren ein, oder man findet keinen Zugang zum Spiel der Australier. Das Quartett aus Sydney verfolgt einen komplexen konzeptionellen Ansatz. Stilistisch bearbeitet die Gruppe ein Feld zwischen Death, Doom und Orchestral Metal. Inhaltlich setzen sich die Musiker mit Selbsttäuschung und dem Nicht-Greifbaren auseinander – starker Tobak. „Eigengrau“ ergründet Reflexe, die man nicht bewusst steuern kann und eine möglicherweise fehlerhafte Wahrnehmung nach sich ziehen. Musikalisch wird das Themenfeld düster-atmosphärisch, manisch-beschwörend oder dunkel-ausweglos inszeniert. Grundsätzlich sind die neun Kompositionen von RISE OF AVERNUS nachvollziehbar. Unter der Orientierung stiftenden Oberfläche passiert aber eine Menge mehr, als man zunächst bemerkt. Wer sich in das Album vertieft und hineinarbeitet, kann jede Menge Finten, Wendungen und teils widersprüchliche Wirkungsebenen entdecken. Bei den Australiern ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Das spricht für die Substanz und den künstlerischen Wert von „Eigengrau“, verlangt Hörern in der Auseinandersetzung aber auch einiges ab.
© by Fuze - Ausgabe #68 Februar/März 2018 und Arne Kupetz