Foto

ULTRABOMB

Dying To Smile

Wollen wir uns wirklich am Begriff „Supergroup“ abarbeiten, der im Kontext von ULTRABOMB bisweilen verwendet wird? Ich plädiere dafür, es zu lassen. Denn weder ist das zweite ULTRABOMB-Album „Dying To Smile“ – das Debüt „Time To Burn“ kam 2022 – eine atemberaubende Sensation noch waren oder sind die Beteiligten „Superstars“. Es ist vielmehr so, dass Menschen, denen diese Musik schon lange etwas bedeutet, sich hier wohlig zurücklehnen können und ein Album genießen, das eigentlich nicht reproduzierbare Erinnerungen triggert. ULTRABOMB, das sind Finny McConnell (voc, gt), Greg Norton (bs) und Jamie Oliver (dr). Ersterer war und ist mit den MAHONES aus Kanada einer der Pioniere des Celtic Punk, letzterer war – nein, nicht TV-Koch – von 2005 bis 2021 Drummer der U.K. SUBS, und Greg Norton ist der gefühlt jahrzehntelang untergetauchte, damals fast wie ein Geist wirkende Bassist von HÜSKER DÜ. Während nach deren Ende 1988 sowohl Bob Mould als auch Grant Hart sich aufmachten und mal mehr (Mould), mal eher weniger erfolgreiche (Hart) Solokarrieren absolvierten, blieb Greg Norton fast verschwunden. Ein Restaurant habe der eröffnet, an Musik kein Interesse mehr, so hieß es. Medial tauchte der Mann mit dem markanten Schnauzbart kaum mehr auf, und untereinander waren die drei HÜSKER DÜ-Mitglieder scheinbar nur noch wirtschaftlich verbunden, bis zum Tod von Hart 2017 kam es zu keiner Reunion, man darf aber davon ausgehen, dass große Festivals regelmäßig mit nicht unerheblichen Beträgen vorgefühlt haben werden. Wirklich aus der Welt war Norton nie, der im englischen Wikipedia mal als „Chef“ (also Koch) bezeichnet wird, mal als „Restaurateur“, als Restaurantbetreiber. Über die Jahre tauchten da Bandnamen auf wie GREY AREA, SHOTGUN RATIONALE (mit Sonny Vincent), THE GANG FONT oder PORCUPINE. Wirklich raus aus der Musik war der Bassist also nicht, flog nur eher unter dem Radar. Ganz anders sieht das nun mit ULTRABOMB aus, deren Debütalbum durch einen Zufall tatsächlich in Berlin eingespielt wurde, wo sich das Trio erstmals traf. Ende 2023 folgte dann die Tour in Deutschland, auf der das Set zum einen ein gutes Viertel aus gelungenen HÜSKER DÜ-Songs bestand, und wo man zum anderen erkennen konnte, was für ein riesiger HÜSKER DÜ-Fan Finny ist: Seine Gitarrenarbeit, sein Gesang, sein Songwriting ist nah dran an dem von Bob Mould, und Greg Norton gibt dem mit Begeisterung seinen Segen – und sein Bassspiel. Für „Dying To Smile“ haben sich die drei während der Tour 2023 in London zwei Tage ins Studio gestellt und elf eigene Songs sowie das THE RUTS-Cover „In a rut“ eingespielt und machen auf die ganze Distanz enorm viel Spaß: die Klangfarbe ist verdammt nah dran an den verehrten HÜSKER DÜ, ich gebe mich mit großer Bereitwilligkeit dem süßen Gefühl der Nostalgie hin. Ein Textblatt wäre aber schön gewesen.