Das filmische Schaffen des Briten Peter Strickland scheint ausschließlich in einem 70er-Jahre-Retro-Parallel-Universum angesiedelt zu sein. Und so war schon sein zweiter Spielfilm „Berberian Sound Studio“ von 2012 eine Art Hommage an das italienische Giallo-Genre dieser Zeit.
Trotz der stilvollen Machart blieb Stricklands Psychothriller aber eine allzu antiklimaktische Angelegenheit. Auch sein aktueller Film „Duke Of Burgundy“ wird wohl nur ein spezielles Arthouse-Publikum ansprechen, das Stricklands Verweise auf die Filmgeschichte nachvollziehen kann und seinen eigenwilligen Inszenierungsstil zu schätzen weiß.
Denn als Inspiration nennt der Regisseur Jess Francos „Das Grauen von Schloss Montserrat“, Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ oder Buñuels „Belle de jour – Schöne des Tages“.
Dabei geht es um das sadomasochistische Verhältnis zweier Schmetterlingskundlerinnen, vor dem Hintergrund eines ländlichen, seltsam aus der Zeit gefallenen und sehr britischen Settings, das scheinbar nur von Frauen bevölkert wird.
Wie schon „Berberian Sound Studio“ ist „Duke Of Burgundy“ wieder wundervoll inszeniert, ein regelrecht sinnlicher Bilderrausch mit der Musik von CAT’S EYES. Was den Sadomasochismus-Aspekt angeht, ist Strickland äußerst zurückhaltend und deutet vieles nur an, wodurch den Film eine sowohl selbstironische als auch provokante Frivolität durchzieht.
Dennoch gelingt es ihm einfühlsam, die ungewöhnliche Beziehung der beiden Frauen zu vermitteln, die durch falsche Erwartungen auf beiden Seiten immer stärker strapaziert wird. Ein wirklich außergewöhnliches, substantielles Erotik-Melodrama, stylish, sehr sexy, surreal und smart.
Die DVD enthält ein umfangreiches Booklet und als Bonus einen Audiokommentar des Regisseurs, deleted Scenes und einen frühen Kurzfilm.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und Thomas Kerpen