Das englische Wort „filth“ lässt sich ganz simpel mit „Dreck, Schmutz“ übersetzen, ist aber auch ein abwertender Begriff für Polizisten. Ein guter deutscher Titel wäre also einfach „Bullen“ gewesen – „Drecksau“ hingegen ist wie so oft der blühenden Fantasie jener Menschen entsprungen, die für Filmtitelübersetzungen zuständig sein und sich für irrsinnig clever halten.
Immerhin, eine „Drecksau“ ist Detective Sergeant Bruce Robertson tatsächlich, die Hauptfigur dieses Films, der auf „Filth“ basiert, dem dritten Roman des aus Edinburgh stammenden Irvine Welsh.
„Filth“ erschien 1998, zwei Jahre nachdem Danny Boyles Adaption von „Trainspotting“ (der Roman stammt von 1993) Welsh zum Bestsellerautoren gemacht hatte. Verfilmt wurde „Filth“ aber erst jetzt.
Angesiedelt ist die Geschichte des skrupellosen Ermittlers Robertson (großartig gespielt von James McAvoy) in Glasgow. Ein guter Grund, sich diesen Film vorzugsweise in der englischen Originalfassung anzusehen, ist der harsche Dialekt, der maßgeblich zur Charakterisierung der Figuren beiträgt, denn die deutsche Synchro wird dem mal wieder bei weitem nicht gerecht.
Robertson ist wie schon gesagt eine richtige Drecksau, ein Kollegenschwein, drogen- und alkoholsüchtig, karrieregeil und korrupt. Intrigen gegen Kollegen, private Katastrophen und Komplettabstürze bestimmen sein Leben, ebenso wie ein ungeklärter Mord, ganz zu schweigen von seinen psychischen Problemen in Bezug auf gewisse Zweifel an seiner geschlechtlichen Identität ...
Was wie eine derbe, überspitzte Komödie beginnt, wird immer mehr zum Drama, man ahnt bald, dass das alles kein gutes Ende nehmen kann. Mit seinem zweiten Spielfilm erreicht Regisseur Jon S.
Baird zwar nicht die Klasse von „Trainspotting“, aber ein schmutziges, mitreißendes Drama jenseits von cleaner Unterhaltung ist ihm mit „Filth“ allemal gelungen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #113 April/Mai 2014 und Joachim Hiller