Viele Musiker können ja froh sein, wenn sie in einer guten Band gespielt haben, aber gleich in drei erstklassigen Formationen gedient zu haben, das ist eine andere Liga: 1976 war Brian Tristan mit 16 der „Präsident" des RAMONES-Fanclubs, bekam 1979 von Jeffrey Lee Pierce das Gitarrespielen beigebracht, ging nach New York, spielte bei den CRAMPS, bekam sein Pseudonym Kid Congo Powers verpasst, war ab 1983 in Pierce' neuer Band THE GUN CLUB, wechselte 1988 nach Berlin zu NICK CAVE AND THE BAD SEEDS und ist seit einigen Jahren solo aktiv.
„Dracula Boots" ist sein neuestes Werk, das auch nicht einfacher ausgefallen ist als sein letzter Release im Namen des Affenvogels, „Philosophy & Underwear" von 2005, und dazu herausfordert, sich in ähnlicher Weise zu äußern wie damals.
Nämlich derart, dass man merkt, welche Einflüsse Powers in seiner Zeit bei den genannten Bands eingebracht und aufgenommen hat. Die Stücke auf „Dracula Boots" sind düstere, schleichende, auf ihr Skelett reduzierte Rock'n'Roll-Songs tief aus dem Herzen der USA, rabenschwarze, an Americana erinnernde Stücke, die aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie GUN CLUB und CRAMPS und BAD SEEDS, die mich an Alan Vegas Kooperation mit Ben Vaughn denken lassen.
Unaufgeregte Musik für Kneipen, in denen alte Musiker an der Theke abwarten, dass es endlich wieder Nacht wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Joachim Hiller