Das zweite Werk von Dirk Karl knüpft an seinen Debütroman „Black Mustang Squad“ an, lässt sich aber trotzdem auch unabhängig davon prima lesen. Der Ich-Erzähler Timbo, ehemaliger Sozialarbeiter aus dem Schwäbischen, ist inzwischen im ewigen Sommer, dem Hippie-Paradies La Gomera, gestrandet. Ein Chaot, der sein Leben nicht so richtig in den Griff bekommt, aber das Herz am rechten Fleck hat, quasi ein Holden Caulfield des Punk. Ein Typ, mit dem man mitfiebert und mitleidet. Zusammen mit seinem Kumpel Twinkle, Surfenthusiast und nach eigener Aussage angeblich Gründungsmitglied der legendären RAMONES, macht er mit einem zur „Schüttbude“ umfunktionierten VW-Bus die Insel unsicher und seiner Freundin Jana das Leben schwer. Vielleicht hilft ihm sein alter Chef ja mit einem irrwitzigen Plan und reichlich EU-Fördergeldern dabei, wieder auf die Beine zu kommen. „White Shark Squad“ liefert kurzweilige Unterhaltung mit viel Humor und auch Tiefgang. Immer auf der Überholspur in einem wilden Mix aus Müßiggang, Alkoholexzessen, festgefahrenen Lebensplänen, Punkrock-Songs, Beziehungskrisen und skurrilen Geschäftsideen. Eine absolute Empfehlung für den Punkrocker als Lektüre für den diesjährigen Strandurlaub, auch wenn dieser vielleicht immer noch auf dem eigenen Balkon stattfinden muss. Die Sehnsucht nach der Ferne und die vielen lustigen Ausdrücke und Vergleiche sowie die weisen Sentenzen und Lebensweisheiten ohne erhobenen Zeigefinger, die man unverzüglich in seinen aktiven Sprachgebrauch übernehmen möchte, sind dann auf alle Fälle zumindest eine kleine Entschädigung für einen entgangenen Urlaub in der Ferne.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Axel M. Gundlach