DIE REISE INS LABYRINTH

Heutzutage muss Jim Hensons LABYRINTH vielen Leuten wie eine allzu deutliche Bestätigung für die vielen geschmacklichen Entgleisungen der 80er Jahre vorkommen, angefangen bei David Bowies alberner Wischmop-Frisur und seinen Spandexhosen, die man selbst bei einem Koboldkönig nicht durchgehen lassen kann.

Ebenfalls am Rande der Unerträglichkeit, die Gesangsnummern des Films, sicherlich die mit Abstand schrecklichsten Songs, wo man Bowies Stimme vernehmen kann, der hier generell keine wirkliche Sternstunde als Schauspieler hat (aber zumindest ist er das kleinere Übel, nicht auszudenken, wenn Michael Jackson oder Sting die Rolle bekommen hätten).

Das Drehbuch stammt übrigens von „Monty Python“-Mitglied Terry Jones, aber es ist eindeutig dem Einfallsreichtum von Henson, dem Vater der „Muppet Show“ – genauer gesagt dessen schrägen Puppenkreationen – zu verdanken, dass LABYRINTH auch heute noch sehenswert und unterhaltsam ist.

Die Story ist nicht mehr als der übliche Fantasy-Kitsch, wo ein junges Mädchen gezwungenermaßen in einer seltsamen Parallelwelt landet, da sich ihr Wunsch erfüllt, dass ihr quengeliger kleiner Bruder doch von Kobolden entführt werden soll – wie soll sie auch ahnen, dass solche Wünsche in Erfüllung gehen können.

Also muss sie sich durch das titelgebende Labyrinth kämpfen, um den Bruder schließlich wieder aus den Fängen des Koboldkönigs zu befreien. Dabei begegnen ihr die ulkigsten Gestalten, was man ja bereits aus großen Vorbildern wie den zahlreichen Verfilmungen von „Alice im Wunderland“ oder DER ZAUBERER VON OZ kennt, wo Henson aber zur Hochform aufläuft und LABYRINTH fast einen psychedelischen Touch verleiht.

Umso bedauerlicher ist rückblickend der frühe Tod Hensons im Jahr 1990, dessen Genie sich in vielen Szenen des Films gut sichtbar manifestiert, nicht zuletzt bei der cleveren Integration von M.C.

Eschers berühmtem Treppenhaus. Und wurde man in den 80ern in der Regel mit den üblichen genormten Teenagerfratzen genervt, gibt es hier als Sahnehäubchen die wundervolle, damals 16-jährige Jennifer Connelly in ihrer dritten richtig großen Rolle, nach ES WAR EINMAL IN AMERIKA und PHENOMENA, die ihrer Figur Tiefe und Reife verleihen kann, ohne dass es sich hier um eine ihre stärksten darstellerischen Leistungen handeln würde.

Ohne die bescheuerten Gesangsnummern könnte man vielleicht wirklich von einem Klassiker des Fantasygenres sprechen, so bleibt es bei einem visuell beeindruckenden, humorvollen „Feel good“-Unterhaltungsfilm, geprägt von Hensons unübersehbarer Handschrift.

Jetzt neu aufgelegt mit einer überschaubaren Anzahl von Bonusmaterial und 16:9-Bild.