DIE JUNGFRAU UND DAS UNGEHEUER

Jeanne-Marie Leprince de Beaumonts Märchen „Die Schöne und das Biest“ von 1757 ist schon einige Male verfilmt worden. Am bekanntesten dürfte Jean Cocteaus poetische Version aus dem Jahr 1946 sein, die für die damalige Zeit mit beeindruckenden Effekten aufwartete, vor allem hinsichtlich der Maske der werwolfartigen Kreatur.

Zu den ungewöhnlicheren Verfilmungen gehört „Panna a netvor“ (DDR-Titel: „Die Schöne und das Ungeheuer“/BRD-Titel: „Die Jungfrau und das Ungeheuer“) des tschechischen Regisseurs Juraj Herz, der vor allem für seine Märchenverfilmungen bekannt ist.

Denn in den Siebzigern entwickelte sich in der Tschechoslowakei eine regelrechte Märchenfilm-Industrie, da nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts im August 1968 politische Filme beziehungsweise Kritik am kommunistischen Regime unerwünscht waren.

Auch „Der Leichenverbrenner“ von Herz durfte zu dieser Zeit nicht mehr aufgeführt werden. Wer also weiterhin als Regisseur oder Drehbuchautor arbeiten und dafür nicht extra emigrieren wollte, drehte Kinderfilme, wie etwa Václav Vorlíceks wundervoller „Das Mädchen auf dem Besenstiel“ von 1972.

„Die Jungfrau und das Ungeheuer“ würde man allerdings genau wie Cocteaus surreales und unheimliches Werk nicht als typischen Märchenfilm für Kinder bezeichnen. Denn Herz erzeugte darin in Zusammenarbeit mit Ota Hofman (Drehbuchautor der „Pan Tau“-Serie) eine düstere Gothic-Horror-Atmosphäre mit schweren Orgelklängen als Soundtrack, die erst gegen Ende auch ihre märchenhafte Seite zeigte.

Und Herz’ Ungeheuer könnte mit ihrem vogelähnlichen Aussehen auch einem Gemälde von Max Ernst entsprungen sein. Auf DVD und VHS wurde dieser immer noch äußerst sehenswerte Film schon einige Male veröffentlicht, jetzt erschien er auch auf Blu-ray in restaurierter Form.