GROBSCHNITT

Die Grobschnitt Story 0, 1, 2

Wie viel GROBSCHNITT braucht das Volk? Oder besser gefragt, in welcher „Liga“ spielen GROBSCHNITT denn nun? Welche Bedeutung hat diese überaus aktive und produktive Band innerhalb des Krautrock-Zirkusses oder noch allgemeiner und größer gefasst: innerhalb der deutschen Musikszene? Je länger ich mich mit GROBSCHNITT beschäftige, desto unbegreiflicher wird mir diese Band: GROBSCHNITT waren immer irgendwie da, hatten aber nie den innovativen Stellenwert wie andere Bands der Krautrock-Ära, Nachhaltigkeit oder gar deren internationale Bedeutung.

GROBSCHNITT waren „grob“ (sic!) ausgedrückt die Arbeiterklasse des Krautrocks. Die Kumpel aus der Provinz. Die netten Spinner aus Hagen. Die handwerklich perfekt und dabei fantastisch eingespielt waren dass sie teilweise musikalisch in Sphären experimentierten die wunderbar, außergewöhnlich und so harmonisch/authentisch waren, dass sie weit über den engen Progressivrock hinausreichten.

Allerdings setzte dann der, um es vorsichtig auszudrücken, sehr eigenwillige Humor ein, der stellenweise wieder typisch „grob“ und unpassend war/ist, gepaart mit einem Gesang, der, wenn er ernsthaft vorgetragen wurde, und das wurde er oft, aber das wissen sie wahrscheinlich selber, denn sie parodierten sich auch gnadenlos, der dann doch mehr als ein bisschen eigenwillig klang, um nicht zu sagen zum Davonlaufen! Eben „Englisch for runaways“...

Eine Band, die tourte, sich somit eine sichere und konstante Fangemeinde aufbaute, neugierig war, verspielt und sich stets in der Weiterentwicklung befand. Natürlich waren GROBSCHNITT auch provinziell durch und durch.

Was ja nichts Schlimmes oder gar Schlechtes ist. GROBSCHNITT sind dadurch auch einzigartig und dank Eroc gibt es „tonnenweise“ Beweismaterial in bester Qualität aus allen Phasen. Dieses kommt nun sauber remastert in die Wohnstuben.

Wer welche und wie viele Versionen seines Lieblingstitels braucht, ist eine sehr individuelle Frage. Bei der Hälfte des Materials, gerade den bekannteren Stücken, ist diese Diskussion eine endlose und mit wahren Fans darf man diese schon gar nicht anfangen, wie Einträge aus den Internetforen beweisen.

Der chronologische Überblick eines Gesamtkunstwerkes und dessen Entwicklung ist hervorragend und eines kann man GROBSCHNITT attestieren: Sie rocken noch verdammt gut nach all den Jahren und somit sei ihnen der eine oder andere Ausrutscher auch verziehen.

Man wird es eben nie allen recht machen können und bestimmt ist eine individuelle Zusammenstellung sinnvoller, aber bietet weniger Reibungspunkte und geschichtsträchtige Anekdoten, die in den ausführlichen Linernotes niedergeschrieben wurden.

Somit ist diese Serie eher ein Hörbuch über die Bandgeschichte und um Hören geht es doch letztendlich immer bei Musik. Darüber lesen oder reden ist nur der halbe Spaß!