Arbeiten sich alternative Bands an den Reminiszenzen der 1990er ab, bedeutet dies in der Regel, dass Einflüsse aus Grunge, Slacker-Indie, Shoegaze oder auch Britpop verarbeitet werden. ENTROPY beanspruchen auf ihrem zweiten Album gleich alle diese Labels für sich. Diese Vielfalt an Einflüssen kann freilich dazu führen, dass man sich irgendwie zwischen die Stühle setzt, anstatt sich klar zu positionieren, der Band aus Hamburg gelingt es aber überaus ordentlich, ihre eigene Mixtur aus diesem Wust herauszufiltern. Sowieso wird hier nicht alles gleichzeitig gemacht, es ist vielmehr so, dass viele der genannten Stile nur hin und wieder aufblitzen und den Indie/Alternative-Rock-Sound von ENTROPY vervollständigen. Das flowt ganz ausgezeichnet und hüllt seine Hörer:innen in eine wohlig warme Nostalgiedecke, sollte jemand aber keinen Bezug finden, könnte es daran liegen, dass musikalisch, gesanglich, aber auch produktionstechnisch zu wenig an Höhen und Tiefen gearbeitet wurde, um auch moderneren Hörgewohnheiten zu entsprechen. Es lässt sich berechtigterweise fragen, warum eine Band sich dem Geschmack einer potenziellen Hörerschaft anzupassen hat, auf der anderen Seite muss man sich aber die Frage gefallen lassen, warum man sich nicht auch ein Stück weit von einer gewissen Gestrigkeit befreien möchte.
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Christian Biehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Anke Kalau