Welche Schreibweise, welche „Bedeutung“ hätten sie denn gerne? GISM oder G.I.S.M. oder Gizumu, wie wohl die korrekte Transkription aus dem Japanischem lautet? Oder die diversen „Ausschreibungen“ à la MDC (oder M.D.C.), etwa „Guerrilla Incendiary Sabotage Mutineer“, „God In the Schizoid Mind“, „Grand Imperialism Social Murder“, „Genocide Infanticide Suicide Menticide“, „Gay Individual Social Mean“, „Gothic Incest Sex Machine“, „Grubby Incest Stripper Mastitis“, „Gravity Impel Slaying Machine“, „Get Incinerated Sorrow Mass“, „Gore Impromptu Suicide Mine“, „Grim Iconic Sadistic Mantra“ und „Gnostic Idiosyncrasy Sonic Militant“. Wirkt willkürlich, die Bedeutung nur schwer erschließbar? Nun, so war das schon immer bei japanischen Bands, und so ist/war das auch bei der Legende GISM, deren Songtitel „Endless blockades for the pussyfooter“ mich schon mit meinem Schulenglisch beleidigte (überforderte?), als ich den das erste Mal auf der „International P.E.A.C.E. Benefit Compilation“ sah (und hörte). Aber Kunst ist, wenn es eben auch mal keinen Sinn ergibt. Und die 1981 in Tokio gegründeten GISM, die sich 2002 auflösten, nachdem Gitarrist Randy Uchida 2001 an Krebs gestorben war, waren schon immer in ihrem Auftreten auch Konzept- und Avantgarde-Kunst (oder wie immer man das eben nennt, wenn man sich am Kopf kratzend dasteht und nicht so recht weiß, was man daraus machen soll). Seit 2016, als sie auf Bitten von Lee Dorian auf dem Roadburn Festival spielten, sind GISM offiziell wieder aktiv – die Show in Tilburg war übrigens die erste überhaupt außerhalb von Japan, wenn man also jemanden trifft, der behauptet, die Band „damals“ live gesehen zu haben, ist derjenige wahrscheinlich ein Lügner. 1983 erschien das Debütalbum „Detestation“ auf Dogma Records und versetzte die internationale Hardcore-Community in Aufregung, denn zum einen war Japan damals nicht gerade als Hardcore-Hotspot bekannt, zum anderen war die ganze Performance schon auf Tonträger ganz schön freaky, gesanglich sowieso, aber auch musikalisch. Ganze acht Songs waren auf „Detestation“ zu hören, dafür waren sie (teilweise) länger als die damals üblichen einminütigen Granaten, die freilich auch GISM draufhatten. Über die Jahre haben sich am „wehrlosen“ Album so einige Bootlegger bereichert, nun hat Relapse endlich eine offizielle Neuauflage veröffentlicht, auf LP, CD und Kassette, in schöner Aufmachung, bei der man nur einordnende, erläuternde Linernotes vermisst. Das zweite Album „Militaly Affairs Neurotic“ (sic!), erst 1987 auf dem bandeigenen Beast Arts-Label erschienen, und „SoniCRIME TheRapy“ von 1998 harren noch einer offiziellen Neuauflage.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Joachim Hiller
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