Paco Rocas Comic „Der Winter des Zeichners“ erinnert einen auf leicht nostalgisch gefärbte Art daran, dass der Zweite Weltkrieg zwar dem Nationalsozialismus eine Ende bereitete, aber die faschistische Diktatur Francisco Francos in Spanien noch bis in die Siebziger andauerte und vor allem für politisch engagierte Menschen und Kulturschaffende wahrlich kein Zuckerschlecken war.
Nostalgisch gefärbt deshalb, weil sich Roca mit politischen Themen eher zurückhält, denn im Mittelpunkt steht hier der Verlag Bruguera, der Ende der Fünfziger zu einem der wichtigsten Comicverlage des Landes wurde und zu dessen Schlüsselautoren Francisco Ibáñez gehörte, der Vater von „Mortadelo y Filemón“, hierzulande als „Clever & Smart“ bekannt.
Politisch wird es eigentlich nur, wenn Roca die Zensur anschneidet, denn die Bruguera-Comics mussten vor Veröffentlichung erst mal auf ihre inhaltliche Verträglichkeit geprüft werden. Das galt natürlich generell für Bücher, Zeitungen, Theaterstücke und Filme, denn freie Meinungsäußerung war in einer Diktatur nicht gefragt.
Ansonsten geht es in „Der Winter des Zeichners“ vor allem um die Bemühungen der Zeichner, mit ihrem Handwerk ihren Lebensunterhalt zu verdienen und die Entwicklung der Comiclandschaft zu dieser Zeit, als Spiegelbild des generellen Wirtschaftswachstums.
Roca beschränkt sich dabei aber auf die Schlüsseljahre 1957 und 1958, zwischen denen er hin und her springt. Also eher eine kurze Momentaufnahme als eine auf Vollständigkeit bedachte Chronik, die auch zeichnerisch überzeugen kann, denn Roca, von dem auch der erfolgreich verfilmte Alzheimer-Comic „Arrugas“ stammt, kann die Bars und Straßen des wohlhabenden Nachkriegsspaniens äußerst lebendig und atmosphärisch zum Leben erwecken.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Thomas Kerpen