DER KOLOSS VON RHODOS

Bevor sich Sergio Leone mit seiner Dollar-Trilogie in die Annalen der Filmgeschichte einschrieb, betätigte er sich wie so viele andere italienische Regisseure in den 50ern und 60ern im Bereich der so genannten Sandalenfilme, quasi die Arme Leute-Version von William Wylers BEN HUR und ähnlichen US-Epen.

Und so entstand 1961, drei Jahre vor FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR, unter der Regie von Leone DER KOLOSS VON RHODOS (e-m-s), mit 137 Minuten ähnlich episch wie seine späteren Meisterwerke, aber bei weitem nicht so gut und eher mal überlang.

Als Kulisse musste das 7. Weltwunder herhalten, der Koloss von Rhodos, der dem Herrscher Xerxes angeblich dazu diente, die Hafeneinfahrt nach Rhodos zu kontrollieren. Dieses Bauwerk wollen deshalb phönizische Rebellen unter ihre Kontrolle bringen, um damit die Herrschaft des Tyrannen zu brechen.

In diese revolutionären Wirren gerät der Grieche Darius (ein ewig blöd grinsender, schleimiger Rory Calhoun, den man wirklich nur widerwillig als Held der Geschichte akzeptiert), der allerdings auch nicht so recht weiß, wem er sich nun anschließen soll.

Wie auch in seinen späteren Filmen setzt Leone auf eine Verwirrung des Zuschauers, wobei das ständige Hin und Her hier eher mal ermüdend wirkt. Ansonsten gibt es halt die üblichen Zutaten solcher Filme in Form von Schlachtengetümmel, politischen Intrigen und amourösen Eskapaden des Helden, bis dann ein Erdbeben dem ganzen Spuk und dem Koloss ein Ende macht.

Sieht man mal vom Erdbeben ab, ist Leones Film natürlich von vorne bis hinten erstunken und erlogen, denn Funktion, Standort und tatsächliches Aussehen des Koloss von Rhodos ist nach wie vor völlig ungeklärt, und für DER KOLOSS VON RHODOS hatte man sich auch noch die architektonisch unwahrscheinlichste Möglichkeit ausgesucht.

Eher mal ein Film für Leone-Komplettisten, der nur in Einzelszenen wirklich überzeugen kann, aber schon das sich erst später völlig entfaltende Talent dieses Regisseurs zeigt. Dafür ist die 2-DVD Collector’s Edition durchaus überzeugend, die den Film ungeschnitten und komplett deutsch synchronisiert präsentiert (wobei man die neu synchronisierten Stellen deutlich heraushören kann), und man ist vor allem vom erstaunlich gut restaurierten Bild angenehm überrascht.