Natürlich gab es Leute, die mich gewarnt haben, die versucht haben, mich auf das "Unvermeidliche", wie sie sich ausdrückten, vorzubereiten. Hätte ich ihnen doch nur etwas Glauben geschenkt und ihnen nicht in jugendlicher Besserwisserei den Rücken zugekehrt und sie still verlacht.
Vielleicht hätte es mich nicht so hart getroffen. Aber was hilft jetzt alles Lamentieren! "Du wirst es erleben, mein Sohn", an ihre Worte erinnere ich mich gut. "Du wirst mit jedem Tag, der vergeht, mehr und mehr abstumpfen, bis du schließlich überhaupt nichts mehr empfinden kannst.
Denn darum geht es beim Erwachsenwerden." DK LIMB haben mich zum Mann gemacht. Ich höre ihre Musik, höre, dass da jemand leidet, ja manchmal schreit sogar einer. Aber ich spüre nichts. So wie Nelson Muntz, der auf Lisa Simpsons Frage, was denn in ihm vorgehe, mit "In mir sind Därme" antwortet.
Emo löst in mir nicht mehr das aus, was der Name verspricht. Der Tag ist gekommen, Mutter! Lass deinen Sohn fahren! Ganz recht, ich gehe ohne Mütze und Schal. Kälte ist auch nur ein Gefühl, sie schreckt mich nicht mehr.
Nun leb' denn wohl! Nachtrag: Habe mich geirrt. Kann doch noch empfinden. ARCADE FIRE haben mich gerade wie einen kleinen Schuljungen weinen lassen. Das, was hier Emo sein will, ist in Wahrheit Alternative-Rock der übelsten Sorte.
Ich habe mich von den Scheiteln, die bedeutungsschwanger in die Ferne blicken, täuschen lassen. Und erkältet habe ich mich auch. (03/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Thomas Renz