Foto

DEAD PIONEERS

s/t

Im Grunde keine Neuigkeit: „Amerika ist ein betrügerisches Pyramidensystem, und du stehst nicht an der Spitze“. Der Drummer klickt zu dieser Proklamation, als würde ganz bald was explodieren, ein Gitarrenriff löst das Versprechen ein. Oldschool-Punk trifft auf Artschool-Vibes, in der Luft wabert Tränengas, und noch im selben Song geht es um Sklaverei, Kolonialismus und den ganzen Mist. Puh. Ganz schön viel, und wer den derzeitigen Auseinandersetzungen folgt, wird verstehen, wenn Gregg Deal im ersten Song bereits zugibt, von alldem ermüdet zu sein. Trotzdem: der Song „Tired“ und „Dead Pioneers“ insgesamt platzen vor Energie. Es geht um was, und Gregg Deal erzählt davon als Nachfahre nordamerikanischer Ureinwohner aus unterrepräsentierter Perspektive. Was da alles aufzuarbeiten und einzureißen bliebe, passt nicht in 22 Minuten. „Dead Pioneers“ ist aber mehr als im Spoken-Word-Duktus vorgetragene politische Agitation, auch wenn straighte Punksongs wie das an CIRLCE JERKS etwa 1982 erinnernde „World up my ass“ die Ausnahme bleiben. Deal nennt sich einen „Bad Indian“, wenn er von Erlebnissen in und mit der US-Mehrheitsgesellschaft erzählt, und dann wird „Dead Pioneers“ zu politischem Stand-up. Das hilft, unter dem Gewicht der US-Geschichte(n), die viele lieber nicht erzählt haben wollen, nicht zu ermüden.