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PUNK WOMEN

David A. Ensminger

Frauen* im Punk wurden und werden häufig ignoriert oder an den Rand gedrängt, und das, obwohl sie von Anfang an ein wesentlicher Teil der Bewegung waren. Weil das Thema gerade wieder aktuell ist, trifft David Ensminger zufällig einen Nerv. „Punk Women“ hält sich allerdings wenig mit Schuldzuweisungen auf, sondern zelebriert den nicht-männlichen Teil des Punk auf 192 Seiten. Nicht nur die Ästhetik des Buchs erinnert an ein Fanzine, auch der Aufbau ähnelt DIY-Magazinen. Ensminger hat eine Generationen- und genreübergreifende Sammlung aus exklusiven Interviews, Erfahrungsberichten von sich und anderen und historischen Abrissen erstellt. Zur Sprache kommen alle möglichen Themen rund um die Punk-Kultur, vom Tourleben, über Sozial- und Geschlechterpolitik, Feminismus, Genre-Kategorien, die Plattenindustrie, Tour-Netzwerke, DIY-Kultur, Machtkämpfe und vieles mehr. Der fragmentarische Aufbau lädt zum anachronischen Lesen ein; man kann das Buch also entweder „klassisch“ von vorne bis hinten lesen, oder zwischen den Kapiteln hin und her springen. Der Cut-up- und Stream-of-Consciousness-Style, macht es einem allerdings manchmal schwierig nachzuvollziehen, wer nun gerade spricht. Etwas Konzentration fordert „Punk Women“ definitiv. Die Mühe lohnt sich aber. Wer immer noch der Meinung ist, es gäbe kaum Frauen* in Bands, der werfe einen Blick in das üppige Inhaltsverzeichnis, denn das liest sich wie eine (unvollständige!) Liste für potentielle Zeitschriftencover und Festival-Line-Ups. „Punk Women“ erinnert einen daran, dass es Punk ohne Frauen* nie gegeben hätte und er ohne Frauen* nicht überleben kann.