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DAS VERHÖR

Claude Millers „Das Verhör“ („Garde à Vue“, was korrekterweise „Polizeigewahrsam“ heißt) wurde in der Vergangenheit bereits auf DVD und Blu-ray veröffentlicht, bisherige Releases scheinen aber vergriffen zu sein. Insofern ist diese Neuauflage durchaus willkommen, ärgerlich ist nur mal wieder, dass die zuvor vorhandenen deutschen Untertitel für die Originalfassung nicht übernommen wurden – Bonusmaterial gab es noch nie. Der 2012 verstorbene Miller hat in seiner Karriere einige interessante Arbeiten abgeliefert, neben „Süßer Wahn“ (1977) oder „Die Klassenfahrt“ (1998) vor allem „Das Auge“ (1983), in dem Michel Serrault einen Privatdetektiv spielt, der auf die fixe Idee kommt, eine von ihm beschattete Verbrecherin sei seine verstorbene Tochter. In „Das Verhör“ spielt Serrault den Notar Jérôme Martinaud, der in einer regnerischen Sylvesternacht aufs Kommissariat von Cherbourg bestellt wird, um als Zeuge in einem Mordfall auszusagen, denn in der Stadt waren etwa einen Monat zuvor binnen weniger Tage zwei kleine Mädchen vergewaltigt und ermordet worden. Vernommen wird der angesehene Notar von Inspektor Antoine Gallien (Lino Ventura, ein weiteres Schwergewicht des französischen Kinos). Aus dem Zeugen wird allerdings schnell ein Tatverdächtiger, und das Erscheinen von Martinauds Frau Chantal (eine emotional eisige Romy Schneider in ihrem vorletzten Film, weit entfernt von ihrer putzigen Sissi-Rolle) bestärkt den Inspektor in seiner Annahme, dass der Notar der Mörder sein muss. „Das Verhör“ ist ein exzellentes psychologisches Kammerspiel, basierend auf dem Kriminalroman „Gehirnwäsche“ des Briten John William Wainwright, bei dem sich Serrault und Ventura einen dramatischen Schlagabtausch liefern. Im Jahr 2000 entstand ein deutlich weniger gelungenes US-Remake namens „Under Suspicion – Mörderisches Spiel“.