Gefängnisfilme existieren seit den 1930er-Jahren, als auch der Gangsterfilm aufblühte, und erfreuten sich dann auch später in den Siebzigern im Exploitationfilm-Bereich großer Beliebtheit, um vor allem inhaftierte Frauen zum Opfer von Sex, Folter und Gewalt werden zu lassen.
Trotz der eigentlich begrenzten Themenpalette dieses Subgenres des klassischen Gangsterfilms entwickelte sich bis heute eine erstaunliche Vielfalt in diesem Bereich, von reiner Unterhaltung bis hin zu fast dokumentarischen Werken.
Möglicherweise, weil eine der größten Ängste vieler Menschen ist, plötzlich seiner Freiheit beraubt zu werden. Fast im Stil einer Dokumentation inszeniert ist auch der in Schwarz-Weiß gedrehte Gefängnisthriller „Das Loch“ („Le Trou“) von Jacques Becker, der zuerst ein kommerzieller Flop war und erst später als das Meisterwerk gewürdigt wurde, das es nun mal ist.
Leider Beckers letzter Film, denn er verstarb kurz nach den Dreharbeiten. Aber es liegt nicht nur am naturalistischen Inszenierungsstil von Becker – ohne Musik und mit sehr langen Einstellungen –, der den mit vielen Laiendarstellern besetzten und in klaustrophobischer Enge spielenden „Das Loch“ wie eine Dokumentation wirken lässt.
Hinzu kommt, dass als Vorlage eine Geschichte von José Giovanni diente – der auch am Drehbuch beteiligt war –, in der ein 1947 tatsächlich stattgefundener Ausbruchsversuch einiger Insassen aus einem Pariser Gefängnis geschilder wird.
Erst kürzlich wurde der Film noch auf arte gezeigt, allerdings wie schon bei der Kinoerstaufführung nur in einer gekürzten Fassung. Die aktuell auf DVD und Blu-ray erschienene, gut zweistündige Fassung ist dafür ungeschnitten (neue Szenen sind im Original mit deutschen Untertiteln).
Dabei handelt es sich aber nicht um die ursprüngliche Kinosynchronisation, sondern die TV-Synchronisation von 1984.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Thomas Kerpen