Auf Armando Crispinos, in Deutschland im Rahmen der Bryan-Edgar-Wallace-Reihe vermarkteten Archäologie-Horror-Thriller „Das Geheimnis des gelben Grabes“ muss ich ähnlich wie im Fall von Dario Argentos „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ durch die Toppic-Videokassetten gestoßen sein. Aber auch hier handelt es sich um einen waschechten Giallo, der genauso wenig wie Argentos Film mit dem britischen Autor zu tun hat. Die Rechte an den Büchern von Bryan Edgar Wallace hatte Artur Brauner erworben, einer der erfolgreichsten Produzenten des deutschen Nachkriegsfilms, der damit aber nicht an den Erfolg der Edgar-Wallace-Reihe anknüpfen konnte. Bei „Das Geheimnis des gelben Grabes“ kam noch wie bei Argentos Werk erschwerend hinzu, dass der Film im Kino und auf Video nur stark gekürzt veröffentlicht wurde, erst in der 2006 erschienenen „Bryan Edgar Wallace DVD Coll. 3“ war er ungeschnitten erhältlich und erschien jetzt auch einzeln auf Blu-ray bei Pidax in recht guter Qualität (nicht synchronisierte Stellen sind weiterhin nur deutsch untertitelt). Für Pidax-Verhältnisse enthält diese Veröffentlichung überraschend viel Bonusmaterial, in Form von Interviews mit Regisseur Crispino und anderen Beteiligten. Neben „Autopsy“ von 1975 ist „Das Geheimnis des gelben Grabes“ („L’etrusco uccide ancora“) Crispinos einziger Giallo-Betrag, dessen Schaffen eh sehr überschaubar war, darunter auch ein Italowestern namens „John il bastardo“. Crispinos, mit Samantha Eggar, Nadja Tiller oder Horst Frank interessant besetzter, in der Toskana spielender Whodunit über einen mysteriösen Mörder, der nach altetruskischen Ritualen vorgeht, mag vielleicht nicht der spannendste Giallo-Vertreter sein, ist dafür aber äußerst stilvoll inszeniert, was durch Riz Ortolanis atmosphärische Musik noch unterstützt wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Thomas Kerpen