Bisweilen ist es erstaunlich, wie wenig Musiker und Bands aus dem physischen Format machen, dabei ist es gerade in Zeiten des Streamings, wo speziell Vinyl sowieso nur noch das Format von Menschen ist, die Musik, eine Veröffentlichung mit allen Sinnen erfassen wollen, wichtig, dieses haptische Erlebnis auch zu gewährleisten.
Stattdessen liefern immer noch Bands Billigpressungen in Minimalausstattung ab, die nun echt keinen Reiz haben. Das exakte Gegenteil macht Danielle de Picciotto, die ich nicht nur wegen ihrer Solo-Releases schätze, sondern auch durch die Kollaboration mit ihrem Mann Alexander Hacke.
Hier aber nun gibt es Danielle pur: Musik, Texte, Bilder – alles von ihr. Und das in Form eines Hardcover-Buches in der Größe eines LP-Covers. Hinten drin steckt in einer Tasche die LP, vorne kann man die Texte nachlesen, dazwischen sind auf 24 Seiten Gemälde von de Picciotto abgebildet, mit so schönen Titeln wie „Love Me Love My Dog“, „Jacobs Ladder“, „Blue Hour“ oder „Voodoo Princess“.
Untermalt (sorry ...) werden diese von Danielles Musik, die ungefähr so klingt, wie ihr Part der gemeinsamen Konzerte mit Alex, wo sie sich als veritable Multi-Instrumentalistin erweist. Wie bereits erwähnt wurde jenseits der Aufnahmetechnik alles von ihr im Alleingang erledigt – die verschiedenen Instrumente nacheinander eingespielt, teilweise darüber gesungen, das heißt, Danielle spricht, rezitiert eher, als dass sie singt.
Das Ergebnis ist so schön, vielschichtig und sanftmütig wie zuletzt die beiden Yoga-Alben, die das Paar aufnahm. Atmosphärische, rhythmische Musik mit vielfältigen, auch fernöstlich anmutenden Einflüssen (wie auch bei manchen von de Picciottos Bildern), aber ohne Ethno/Eso-Kitsch.
Wäre es keine Sünde, dieses Werk zu zerstören, ich wäre geneigt, hier Seiten herauszutrennen, um sie gerahmt an die Wand zu hängen. Dazu taugt nur der nummerierte, signierte Druck des Covermotivs, der sich in der LP-Tasche versteckt.
Wunderschön.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Markus Kolodziej