Genau, Dan Sartain lebt. Und Jay Reatard ist tot. Als 2003 das dritte Album des damals 21-Jährigen auf Swami Records erschien, schrieb ich über seine Musik: „mitreißender, trauriger Singer/Songwriter-Punk mit Einflüssen aus Country, R&B, Soul und Garage“, der von John „Speedo“ Reis produziert wurde.
Die Aufnahmen, seine Art zu singen, hatten etwas sehr Anrührendes, Eigenwilliges, und Sartain war schon auf dem Weg, den Reatard mit ähnlichen Wurzeln erst Jahre später beschritt. Reatard ist tot, umgebracht vom Rock’n’Roll-Lifestyle, und Dan Sartain – lebt.
Und über drei Jahre nach „Join Dan Sartain“ von Ende 2006 hat Sartain jetzt endlich sein fünftes Album veröffentlicht, produziert vom Londoner Garage-Meister Liam Watson. Bemängelte ich bei dem seinerzeit, dass dieser ganze besondere Reiz der frühen Aufnahmen verloren gegangen sei, und diese Aussage gilt auch weiterhin.
Man muss sich damit abfinden, dass die Frühphase dieses außergewöhnlichen Singer/Songwriters einfach anders klingt als seine aktuelle, dass er erwachsen(er) geworden ist, dass sich seine Musik weiterentwickelt und verändert hat.
Was damals ein Zwischenstand hätte sein können, hat sich manifestiert, und so ist „Lives!“ ein erwachsenes Album, das Jay Reatards Abschiedswerk in nichts nachsteht. Dan ist eben kein weiterer der dieser Tage nicht wenigen Klampfer, der für sich genommen nicht schlecht ist, aber aus der Masse nicht hervorsticht, sondern eine Ausnahmeerscheinung, die etwas intensivere Beschäftigung erfordert.
Nach wie vor empfehlenswert.
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