CRANK

Für den seriösen Filmkritiker war das Regiedebüt der Werbe- und Videoclipfilmer Mark Neveldine und Brian Taylor wohl nur ein weiteres Videospiel in Filmform bzw. eine Art Yps-Heft, wo der Gimmick interessanter als der Rest ist.

Allerdings dürften eigentlich nur echte PC-Spielverderber und Typen, die zum Lachen in den Keller gehen, CRANK nicht mögen, handelt es sich doch hier um den besten und durchgeknalltesten Trip seit Jonas Åkerlunds SPUN, halt purer Celluloid-Rock’n’Roll.

Großen Anteil daran hat natürlich Jason Statham, Mr. Cool persönlich, dessen Rollenangebote oft zu wünschen übrig lassen, aber der hier einfach perfekt besetzt ist und den Auftragskiller Chev Chelios spielt, den ein unzufriedener Syndikatsboss loswerden will und ihm deshalb ein geheimnisvolles chinesisches Gift verpasst, für das es kein Gegenmittel gibt.

Das stimmt nur teilweise, denn Chelios merkt bei seinem Rachefeldzug, dass er sein Leben durch die Ausschüttung von Adrenalin zumindest verlängern kann – quasi SPEED meets D.O.A. –, was CRANK zu einem wahnwitzigen Tempo verhilft und köstlichen Gewaltausbrüchen, wo sich Statham so richtig austoben kann.

Quasi in Echtzeit hetzt Statham ohne Rücksicht auf Verluste durch ein freundlich sonniges Los Angeles, stolpert von einer absurden Situation zur nächsten – legendär dürfte bereits die Kopulation mit seiner Freundin (Amy Smart) auf offener Straße mitten in Chinatown sein – und hinterlässt eine Spur der Verwüstung, denn zu verlieren hat er ja schließlich nichts mehr, also kann er sich auch lässig im Krankenhausleibchen auf ein geklautes Polizeimotorrad schwingen.

In letzter Zeit gab es selten so kurzweilige 90 Minuten Film, deren Geschmacksübertretungen so wunderbar funktioniert hätten, was durch die hyperaktiven Bewegungen der Kamera und die Schnitttechnik noch gesteigert wird, so als ob da jemand dauernd auf der Vorspultaste wäre.

CRANK ist die Tex Avery-Version eines Actionfilms auf Speed und macht mehr Spaß als jeder andere Vertreter dieses Genres der letzten Zeit. Wer das ernst nimmt und die Immoralität dieses stylischen Wahnsinns beklagt, dem kann man auch nicht mehr helfen.

Und das Schöne daran ist auch noch, dass man hier kein beschissenes Mainstream-Ende vorgesetzt bekommt, sondern Neveldine und Taylor den Niedergang ihrer Figur bis zum Ende konsequent durchziehen und darin steckt schon fast wieder ein Funken echte Poesie.

Aber aufgepasst, es gibt neben der 2 DVD-Special Edition auch noch eine um knapp zwei Minuten geschnittene „ab 16“-Version, die den Film zwar nicht völlig kaputt macht, aber brauchen tut so was auch niemand.