COMMI BASTARD

#11

Das Commi Bastard Redskinzine gehört, was die allgemeine politische Position betrifft, zu den Skinhead-Blättchen, die für meine Begriffe eine klare Grenze zur Grauzone ziehen. Skins, die sich zu RASH (Red Anarchist Skinheads) und SHARP (Skinheads Against Racial Prejudice) bekennen, können hier bedenkenlos zugreifen.

Allen Unpolitischen rate ich eher dazu, die Finger davon zu lassen. So ein bisschen hat man ja das Gefühl, das Commi Bastard ist ein Blatt, das im Auftrag des Labels Mad Butcher erscheint.

Nicht zuletzt die beigelegte CD „Rash – Revolt In Russia“, die im Heft neben der beteiligten Band RED HORIZON genauer thematisiert wird, verstärkt diesen Eindruck. Dem ist aber nicht wirklich so, gibt es doch ausreichend andere Veröffentlichungen und Interviews mit Bands.

Die beiden großen Themen PRODUZENTEN DER FROIDE und THE OPPRESSED sind wirklich gelungen. Auch die Auseinandersetzung mit den ANGELIC UPSTARTS ist ein Highlight dieser Ausgabe. THE OPPRESSED geben wegen einer Split-EP mit einer Band aus der Grauzone Anlass, sich erneut über diese Thematik Gedanken zu machen.

Ausgerechnet Roddy Moreno, Gründer von SHARP, ist Ziel dieser Vorwürfe, wird aber im Interview nicht damit konfrontiert, so dass heikle Fragen unbeantwortet bleiben. Was für heilloses Durcheinander sorgt, wer da mit wem rummacht, nicht will, kann, soll und überhaupt?! Ich bin mit Ska und SHARP aufgewachsen und NO SPORTS prägten in Deutschland seinerzeit mit „Stay rude, stay rebel, stay SHARP“ einen unmissverständlichen Slogan, den damals niemand hinterfragen musste.

Die ganze Oi!-Szene geht mir ziemlich am Arsch vorbei, und was sich sonst noch so als Skinhead-Band außerhalb der Ska-Szene (die ja mittlerweile nur noch wenig mit der Skinhead-Szene zu tun hat, was für diese Diskussion vielleicht von Vorteil ist) schimpft.

Weder kickt mich die Musik, geschweige denn, dass mich die geistigen Ergüsse in Form der Texte, die solche Bands und deren Labels, die in den letzten Jahren immer wieder mit der Grauzone und brauner Sauce in Verbindung gebracht werden, interessieren würde.

Letztendlich muss doch jeder selbst seine Messlatte ansetzen, wie weit er/sie die Grauzone zulässt oder nicht. Für mich stellt sich diese Frage meistens gar nicht, da ich aus genannten Gründen keinen Anlass habe, mir irgendwas von einer eventuell zweifelhaften Band in den Plattenschrank zu stellen.

„Eine kleine, völlig unpolitische Geschichte ...“, könnte passender die Problematik nicht widerspiegeln, was man in den letzten Jahren so erlebt und wie mit der Grauzone wirklich umgegangen, sprich: wie sie ignorierend akzeptiert wird.

Das Heft hier wird sicher die eine oder andere Diskussion wieder auflodern lassen. Ob sich jedoch manche Bands oder Musiker zu klaren Aussagen ermuntern lassen, wage ich zu bezweifeln. Als unpolitische Skinheads hat man das Drumherum-Geschwafel der Politiker schon bestens verinnerlicht.

Der Spirit von Ska und SHARP von damals, wie ich ihn Ende der Achtziger Jahre kennen lernte, ist nicht mehr vorhanden.