TINDERSTICKS

Claire Denis Film Scores 1996-2009

Für viele Leute hatten die TINDERSTICKS spätestens mit ihrem letzten Album „Falling Down A Mountain“ von 2010 nach ihrer Hochzeit in den Neunzigern ihren Zenit überschritten, aber auch da zeigten die Briten noch eine Klasse, die ihren in der Nähe von Nick Cave angesiedelten düsteren barocken Pop-Romantizismus eben schon immer so reizvoll gemacht hatte.

Eine andere Seite der TINDERSTICKS war aber auch schon immer ihre langjährige Zusammenarbeit mit der französischen Filmemacherin Claire Denis gewesen, die vor allem ihrem Film „Trouble Every Day“ von 2001 erst seine besondere Note verlieh, ein provokanter Ausflug in existentialistischere Bereiche des Horror-Genres.

Ansonsten bin ich kein allzu großer Fan von Denis, die eine Vertreterin meist penetrant intellektuellen europäischen Kunstkinos ist, was aber nicht heißt, dass man die dafür geschriebene Musik der TINDERSTICKS nicht dennoch schätzen darf, die neben „Trouble Everyday“ noch an „Nénette et Boni“ (1996), „Vendredi soir“ (2002), „L’intrus“ (2004), „35 rhums“ (2008) und „White Material“ (2009) mitgearbeitet haben.

Wobei „L’intrus“ ein alleiniger Score von Sänger Stuart Staples ist und „Vendredi soir“ von Dickon Hinchliffe stammt, einem inzwischen ausgestiegenen TINDERSTICKS-Gründungsmitglied, der kürzlich auch die Musik zum hervorragenden Indie-Drama „Winter’s Bone“ komponiert hatte.

Und bis auf „Trouble Everyday“ und „Nénette et Boni“ sind diese Soundtracks bisher auch noch nicht auf Platte erhältlich gewesen. Am TINDERSTICKS-ähnlichsten – aber nicht am besten – dürfte dabei „Trouble Everyday“ sein, wo man auch zum Teil Staples unverkennbaren näselnden Gesang hört, ansonsten handelt es sich hier in der Regel um reduzierte, fragmentarische Instrumental-Musik mit dezenter experimenteller Note, die sicher mehr Kammerpop als Indierock ist – angepasst an die jeweilige Stimmung der Denis-Werke –, aber natürlich dennoch bestimmte Charakteristika der Briten aufweist und auch hervorragend ohne die dazugehörigen Filme funktioniert.

Für Fans der Band müsste dieses, um ein reich bebildertes Booklet mit aufschlussreichem Begleittext ergänzte, schicke Boxset eigentlich Pflicht sein, andererseits dürften generell Freunde atmosphärischer, getragener Filmmusik an diesen sechs stilvollen Scores großen Gefallen finden können, egal ob sie vorher schon mal was von den TINDERSTICKS gehört haben oder nicht.