Dieser Mann kann einfach nicht aus seiner Haut. Um sich dessen einmal mehr zu vergewissern, genügt ein Blick auf die Titel der ersten beiden Songs dieser „amerikanischen Schönheit“: „Let’s go“ und „Yeah yeah yeah“ lauten sie.
Das ist natürlich RAMONES pur. In Wort und in Note, denn CJ Ramone und seine Band pflügen entsprechend rasant durch die zugehörigen Takte. „American Beauty“ ist das dritte Soloalbum des ehemaligen, des letzten Bassisten der legendären New Yorker Punkrock-Erfinder.
Und es klingt vom ersten bis zum letzten Akkord nach diesem typisch unvermeidlichen „Einmal Ramone, immer Ramone“-Credo, das sich ja alle noch lebenden Ex-Bandmitglieder auf die Fahne geschrieben haben.
Aber – und dieses „aber“ ist ein dickes, ein sehr großes „aber“ – keiner bekommt das so gut und überzeugend und verdammt noch mal gut hin wie Christopher Joseph Ward. Ex-Drummer Richie krächzt ja nur durch leidlich nette Punkrock-Stümpereien und verhebt sich auf seiner jüngsten Platte sogar ganz enorm an einem DEPECHE-MODE-Cover.
Und sein ihn ignorierender Trommelfell-Kollege Marky gibt sich nach diversen Ausflügen mit Drumherum-Bands (THE INTRUDERS, MARKY RAMONE’S BLITZKRIEG) mittlerweile mit Konzerten zufrieden, bei denen er ausschließlich RAMONES-Klassiker spielt, zu denen austauschbare Sänger mehr schlecht als recht singen.
„American Beauty“ hingegen beantwortet nach „Reconquista“ (2012) und „Last Chance To Dance“ (2014) zum dritten Mal binnen fünf Jahren die Frage, die CJ Ramone sich noch nie stellte, die sich aber Richie und Marky als mittelschwere (Richie) bis chronisch heftige (Marky) Egomanen irgendwie immer zu stellen und jeweils zu ihren Gunsten zu beantworten scheinen: Wer ist der beste Musiker unter den noch verbliebenen Ramonisten? Es ist der Bassist, der einst Dee Dee ersetzen musste und diese schier unlösbare Aufgabe mit einer ungeheuren Energie meisterte.
„American Beauty“ ist am Ende nämlich nicht nur „Let’s go“ und „Yeah yeah yeah“. Es ist auch Blues und Pop und klassischer Rock und cleveres Songwriting mit teils großartigen Texten voller Selbstreferenzen (die genannten Stücke), Gefühl („Tommy’s gone“ als tieftraurige Ode an das 2014 verstorbene Gründungsmitglied) sowie Romantik-Kitsch („Before the lights go out“).
Es ist also all das, was die RAMONES je auszeichnete. Und man bekommt noch einmal ins Gedächtnis gerufen, dass es nicht umsonst CJ war, der mit Songs wie „Strenght to endure“ oder „The crusher“ den letzten regulären Studioalben der RAMONES in den Neunziger Jahren einen Großteil ihrer Würde bescherte.
Nach fünf Alben wolle er sich zur Ruhe setzen, sagte CJ einmal im Interview mit dem Ox. Das bedeutet: Alle, die es mit den RAMONES halten, dürfen sich noch zweimal auf eine tolle Platte freuen – und bis dahin zu „American Beauty“ ausflippen.
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