Nach fünf Jahren Nacht, deutlich mehr also als beim Titel des Comics und des darauf basierenden Horrorfilms „30 Days of Night“, melden sich POTENCE mit ihrem dritten Album zurück. Mit „Cinq années de nuit“ spielt die fünfköpfige Besetzung (mir zum Teil bekannt von GÉRANIÜM und DAÏTRO) jene Mischung aus (Neo-)Crust- und Screamo-Elementen, auf die die beiden Bandreferenzen bestens hindeuten: Treibende Gitarren in crustiger Manier, ohne allzu viele unvorhersehbare Wechsel, hin und wieder metallisch-melodiös, werden gepaart mit präzisem Schlagzeug und rollenden Basslinien. Und über all dem liegt der verzweifelt aufgepeitschte Gesang, der den fünf futuristisch-apokalyptisch anmutenden Figuren auf dem Cover ein Gesicht gibt. Jedes Jahr eine Leerstelle, die textlich gefüllt wird. Nachdem ich mich mit Übersetzungsprogrammen durch die französischen Lyrics gewuselt habe, ist klar: Hier wird kein Wohlfühlprogramm entfaltet, keine Beweihräucherung eigener Taten, denn „Alpträume sind zur Norm geworden /Verzweiflung ist zur Norm geworden“. Dennoch besteht ein wenig Hoffnung, zum Beispiel in den kurzen Augenblicken mit Freund:innen, um sich gemeinsam jenen aufziehenden Alpträumen zu stellen, die, so bleibt zu erwarten, nicht nochmals fünf Jahre andauern werden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und David Gabriel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Julius Lensch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Julius Lensch