Einigen ist Chris Brokaw vielleicht noch als Mitglied von COME oder CODEINE bekannt, wobei der Mann auch an einigen Platten von Steve Wynn, KARATE oder denen seiner ehemaligen COME-Kollegin Thalia Zedek beteiligt war.
Und 2002 nahm er mit "Red Cities" leicht verspätet sein exzellentes Solodebüt auf. Zunächst mal muss man ganz nüchtern feststellen, dass Brokaw kein besonders einsdrucksvoller Sänger ist, insofern war die Entscheidung, "Red Cities" rein instrumental einzuspielen, nicht die schlechteste.
Und auf "Incredible Love" sind die spannendsten Stellen sicherlich die, bei denen Brokaw ausschließlich die Instrumente sprechen lässt, auch wenn sein Gesang nicht wirklich stört. Ansonsten hat er sich wie auch Thalia Zedek einem melancholischen, stillen Folkrock mit dezentem Pathos verschrieben, der aber wie im Fall von "I remember" - amüsanterweise eine SUICIDE-Coverversion -, wo sich der Ursprung des Plattentitels finden lässt, oder beim letzten Track "Through the roof" auch mal markantere, rockende Strukturen aufweisen kann.
"Incredible Love" ist eine um möglichst dichte Atmosphäre bemühte, leicht konservative Gitarrenplatte, die ihre Momente von Schönheit in zurückhaltender Form erreicht. Das mag man vielleicht für langweilig halten, aber Brokaw ist mit dieser Herangehensweise hier sicherlich erfolgreicher als Leute, die permanent alles versuchen neu zu erfinden und dabei hoffnungslos Schiffbruch erleiden.
(08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Thomas Kerpen