Ich möchte fast wetten, dass mindestens die Hälfte von euch alleine schon derbsten Kotzreiz verspürten, als sie den Namen LIMP BIZKIT gerade gelesen haben. So scheint es aber der Masse in Deutschland im entferntesten Sinne zu gehen, schliesslich ist das hier zu besprechende Album im Oktober ohne grosse Umwege an die Spitze der Charts geschossen.
Ganz zu Schweigen von der amerikanischen Bevölkerung, die "Chocolate..." zum schnellstverkauften Longplayer mit über einer Million Einheiten alleine in der ersten Woche haben werden lassen.
Ich verstehe wirklich nicht so recht, warum, denn die neue Platte übertrifft zu keinster Zeit das Niveau des letzten LIMP BIZKIT-Albums "Significant Other", setzt vielmehr auf plumpe Lyrics, viele elektronische Spielereien und zugegebenermassen eine der druckvollsten, klar produziertesten und genialsten Produktionen der letzten Zeit.
Der Vorteil von "Chocolate..." ist, dass der Hip Hop-Anteil der Songs in sehr erträglichem Masse gehalten wurde und man sich vermehrt auf gitarrenbetonte Hüpfparts spezialisiert hat. Auch wenn man die Band wegen ihren zweifellosen Arroganz hassen sollte, muss man fairerweise anerkennen, dass die Rhythmsection ihren Sinn und Zweck voll und ganz erfüllt, was natürlich auch teilweise wieder auf die Produktion zurückzuführen ist.
Natürlich schillern die Starallüren des Herren Durst mit steigendem Erfolg von Release zu Release mehr und mehr durch, so braucht man auch auf diesem Album in textlicher Hinsicht nicht viel mehr zu erwarten, als den literarischen Inhalt einer Tiefkühlpizza-Backanleitung.
Rumgedisst wird ohne Ende, gleich der Opener "Hot Dog" richtet sich gegen NINE INCH NAILS (Banausen, eine der besten und genialsten Bands der letzten Jahre in Frage zu stellen!) und versucht, mit plumpen Phrasen und dem betont 50maligen Gebrauch des bösen "F-Wortes" deren Hitsingle "Closer" zu persiflieren.
"Take A Look Around" vom MI 2-Soundtrack sowie die aktuelle Single "My Generation" dürfen natürlich auch nicht fehlen, alle anderen Songs weichen aber nicht gerade gigantisch von deren Machart ab.
Abwechselnd ruhige, diesmal nicht allzu rappige Parts wechseln sich mit aggressiven Sounds ab, falls man im Fall von LIMP BIZKIT von "aggressiv" sprechen kann, denn schliesslich sind sie ja mittlerweile Stammgäste bei "Bravo TV" und ähnlichen geschmacklosen Formaten.
Für Fans, Trendmitläufer, Bravo-Leser, die auch mal "hart" sein wollen oder Soundperfektionisten sicherlich eine interessante Scheibe, aber, seien wir doch mal ehrlich: wenn diese Band nicht durch ihren Hype millionenschwer geworden und sich eine der knalligsten Produzktionen überhaupt hätte leisten können, wären sie nur eine unter vielen, denn von wirklich aussergewöhnlichen Songs sind auch sie meilenweit entfernt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Dominik Winter
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Tobias Ernst