BLACK HOLE

Charles Burns

Mutationen erregen Aufmerksamkeit. Man ekelt sich vor ihnen, gleichzeitig lässt man gebannt den Blick auf ihnen verweilen. In den wenigstens Fällen lässt es einen gleichgültig, Anomalitäten erzeugen immer eine Reaktion.

Charles Burns seziert in seinem, in den Jahren 1993 bis 2004 entstandenen Opus Magnum „Black Hole“ – das ab 1997 bei Reprodukt in sechs Bänden auf Deutsch erschien und jetzt in einer voluminösen Gesamtausgabe veröffentlicht wurde – die „Teenageangst“ Heranwachsender in starken allegorischen Bildern.

Er siedelt die Handlung im Seattle der 1970er Jahre an. Drogen, Musik und Sex bestimmen das Leben der Teenager. Eine Krankheit ohne Ursprung, die „Teenager-Pest“, greift um sich. Sie wird durch sexuellen Kontakt übertragen und trifft, wie der Name schon sagt, nur Teenager.

Als Folge mutieren diese: sie häuten sich, es wächst ihnen ein zweiter Mund oder ein kleiner Schwanz. Sie werden so zu den Ausgestoßenen, die oftmals isoliert im Wald zu leben. Die „Teenager-Pest“ wird zum Symbol: Das schwarze Loch, das einen frisst, Inspirationsquelle ist hier das Teenagerhorrorfilm-Genre der Siebziger: Angst vor der erwachenden Sexualität, Angst vor dem Erwachsenwerden und Angst vor der Isolation.

Burns, der u.a. für Art Spiegelmanns Comicmagazin RAW zeichnete oder das Plattencover von Iggy Pops „Bricky By Brick“-Album entwarf, nutzt kontrastreiche Schwarzweiß-Bilder, die keine Schattierungen kennen.

Er koloriert im tiefsten und dunkelsten Schwarz, um seine Geschichte auch graphisch zu erzählen. Text und Bild schaffen eine Einheit, sind ein Gesamtkunstwerk, das einen unweigerlich in die Welt der Teenageralpträume entführt und so Raum für Identifikation und Reflexion bildet bezüglich der Geschichte der „Kids of the Black Hole“.