GRAILS

Chalice Hymnal

„Deep Politics“, das letzte Album der GRAILS aus Portland von 2011, war ein Meisterwerk, das sich zwar in die Schublade „Instrumentaler Post-Rock“ einordnen ließ, aber dabei die Grenzen konventioneller Rockmusik-Strukturen auf überraschende Weise auslotete.

Auch auf dem neuen Album „Chalice Hymnal“ ist noch viel von den bisherigen KING CRIMSON-, PINK FLOYD- und Morricone-Referenzen spürbar, von Rock allerdings kaum noch etwas, stattdessen tauchen GRAILS in ein sanft dahingleitendes orchestrales Prog-Wunderland, für dessen Aufführung eine Philharmonie sicher besser geeignet wäre als eine profane Konzerthalle.

Auch wenn „Chalice Hymnal“ mit einer überschaubaren Anzahl von Musikern aufgenommen wurde, erweckt es oft den Eindruck, als ob hier ein komplettes Orchester am Werk gewesen wäre. Für die fließenden, schlecht fassbaren Strukturen des speziellen experimentellen GRAILS-Ambientsounds sind auch Soundtrack-Assoziationen inzwischen nicht mehr passend, denn dessen esoterische und ätherische Besonderheit entzieht sich rein funktionellen Bedürfnissen.

Amüsanterweise bezieht sich der Plattentitel „Chalice Hymnal“ auf ein Buch (dessen geschwungener Schriftzug für das Cover 1:1 übernommen wurde) mit Kirchenliedern und Gottesdiensttexten, was die in gewisser Weise ebenfalls spirituell angehauchte Stimmung der Platte noch unterstreicht.