CARLOS GARDEL

Carlos Sampayo, José Muñoz

Die Rahmenhandlung: In einer argentinischen TV-Talkshow streiten sich zwei Experten wortreich und hingebungsvoll über ihr Lieblingsthema, die Tango-Legende Carlos Gardel. Alle in diesem Zusammenhang von ihnen angeführten „Fakten“ entsprechen auch tatsächlich den kursierenden Gerüchten: Gardel sei ein Zocker, ein Lebemann, ein Muttersöhnchen, ein Mateteetrinker, er sei wahlweise ein Opportunist oder Opfer der Politik/Mafia gewesen, mit Frauen habe er nicht viel am Hut gehabt.

Selbst über seinen Geburtsort und seinen Tod herrscht Uneinigkeit. Soweit, so chaotisch. Das wird aber noch von einem zweiten Handlungsstrang getoppt: Ein alter Herr verfolgt die Sendung am TV.

Er kannte Gardel persönlich und sieht viele Dinge anders als die Experten. Beim Versuch, die Talkshow zu stürmen, wird er schwer verletzt und halluziniert im Sterbebett über Gardels Tod. In einem Nebenstrang wird schließlich die Perspektive „normaler“ Argentinier auf Gardel und die Auseinandersetzung der mehr oder weniger verrückten Gardel-Verehrer widergegeben.

Verrückt werden kann auch der Leser, denn viel mehr als Schemenhaftes gibt Zeichner Muñoz oft nicht preis, verzerrte Blickwinkel, ungewöhnliche Perspektiven und optisch fast ganz die Panels einnehmende Gesangspassagen machen die Unterscheidung einzelner Personen manchmal sehr schwierig.

Vielleicht hat ein Argentinier eine Melodie im Kopf, wenn er die zahlreichen Zitate aus Gardel-Tangos liest, ohne dieses Hintergrundwissen ist die Lektüre aber stellenweise recht mühselig.

Ausgiebige Hintergrundinformationen an Anfang und Ende des Buches machen aus einer Ansammlung von Legendenversatzstücken schließlich doch noch so etwas wie eine Biographie.