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CAPTAIN RICO & THE GHOST BAND

The Forgotten Memory Of The Beaches

Niemals ein Buch nach dem Umschlag beurteilen, das ist eine zum Sprichwort gewordene Regel, die man unbedingt auch auf Tonträger anwenden muss. Würde man diese, ja, Binsenweisheit auf die CD dieser Band aus Toulouse in Frankreich nicht anwenden, man würde sich um ein großes Vergnügen bringen, sollte man Fan klassischer Surf-Instrumentalmusik in Tradition der Helden Link Wray und Dick Dale sein. Das Cover, da kann man wenig diskutieren, ist furchtbar. Mieses Bandlogo im Nineties-Corel-Draw-Look meets Airbrush, auf dem Backcover noch eine Bikini-Dame. Von diesen visuellen Grausamkeiten jedoch auf die Musik rückzuschließen, wäre ein böser Fehler. Denn die zwölf Surf-Tunes sind über sehr weite Strecken feinster, traditioneller Surf-Rock jenseits von Easy-Listening-Kitsch. „The Forgotten Memory Of The Beaches“ ist das Debütalbum der Band aus dem französischen Teil des Baskenlandes, die Strände sind zwar nicht direkt vor der Haustür, aber der Atlantik ist nicht weit. Man beruft sich – von genannten Heroen abgesehen – auf THE SHADOWS, THE BEACH BOYS und THE VENTURES, verzichtet auf bratig-garagige Gitarren, gniedelt aber leider, siehe „Hang-glider“, auch mal rum, und hinterlässt dennoch einen rundum guten Eindruck. Mich erinnern sie an die famosen Niederländer THE APEMEN, die in den Neunzigern für Furore sorgten, und wenn man die Augen schließt, den Bollerofen anschmeißt und sich einen Cuba Libre einschenkt, fühlt sich das hier fast schon an wie Strandurlaub (die Älteren unter uns erinnern sich, damals, vor Corona).