DORLE

Calle Claus, Olli Ferreira

Zum Kotzen, diese Stadttussies mit ihren Koksnasen, Trendbieren und den hippen Klamotten. Genau so ist Dorle Schönböck. Verwöhntes Gör steinreicher Eltern, die schon über Jahre hinweg ihr Scheinstudium in Kulturphänomenologie finanzieren und damit auch ihre ausgiebigen Party-Eskapaden in und um Hamburg.

Doch damit ist jetzt Schluss, es gibt kein Geld mehr von Papi, und Dorle muss tatsächlich arbeiten gehen, um ihre Therapiestunden bezahlen zu können. Und damit kommen ihre Schwächen langsam deutlicher zum Vorschein, die unsympathische, cholerisch-besserwisserische Fassade des von Olli Ferreira geschaffenen Hauptcharakters bröckelt und gibt nach und nach die Ursache für Dorles abgehobenes Verhalten preis: Eine dekadent selbstverliebte Mutter mit etlichen Spleens und ein duckmäuserischer, spießiger und nachgiebiger Vater.

Da freut sich die behandelnde Psychologin. Die immer bis zum Anschlag überspitzte Handlung übersetzt Calle Claus in ebenso aufgedrehte, vollfarbig kolorierte karikaturartig verzerrte Bilder.

Und damit alle am Ende irgendwie zufrieden sind – Achtung Spoiler! –, darf Dorle ihren langen Weg auf der Verliererstraße schließlich doch noch verlassen. Dieses Buch rechnet nicht nur mit den Hipcats und trendigen Szenegängern dieses Landes ab, sondern nimmt gleich die ganze umgebende Gesellschaftsstruktur auf die Schippe, fein verpackt in etliche Lagen tiefschwarzen Humors.

Also Buch gekauft und ab in die „Floating-gestützte Isolations-zentrierte Bestätigungs-Therapie“. Wer Olli Schulz mag, wird seine wahre Freunde an diesem Comic haben. Könnte glatt eine Bravo-Foto-Lovestory aus seiner Feder sein.

Lustig und unlustig zugleich. Da darf man dann auch schon mal ein Anfangszitat aus den Schlümpfen einbauen.