BULBUL eilte schon lange ihr Ruf voraus, beim FUCKHEAD-Interview verriet mir der Schlagzeuger: "Alle wissen, dass wir in den 90ern diese CD mit der schweren Metalverpackung gemacht haben, aber keiner hat sie gehört." Auch ich muss gestehen: Ich kannte dieses Werk nur, weil ein Freund sie sich ca.
2001 bei Trost kaufte. Und genauso gerne wie das Haptische an BULBUL gepriesen wird, ohne dass man die Musik kennen würde, werden sie immer wieder als die verrückten Österreicher abgetan, die eben wie MELVINS oder JESUS LIZARD klängen.
Das ist zwar nicht grundverkehrt, wird BULBUL aber in keiner Weise gerecht. Richtig ist, dass BULBUL den klassischen Noise-Rock schon lange hinter sich gelassen haben, und trotz aller Vorliebe für das Laute (JESUS LIZARD eben) und Zähe (da passt der Vergleich mit den MELVINS doch noch ganz gut), durchzog ihre Alben immer ein irrer Drang zum Experimentieren, Field Recordings im weitesten Sinne, also Vorgefundenes wie Fahrradklingeln wurden da eingesetzt, die Nähe zum (Free-)Jazz war auch immer spürbar und damit waren BULBUL vor allem vielseitig, anstrengend, aber schön.
Auf dem neuesten Album findet all das homogen zusammen, doch zusätzlich hat nun noch das Technoide, im Sound wie in der Rhythmik, Einzug gefunden, ohne die Fuzz-Gitarre zu verdrängen, Pop-Appeal verbreitet der Gesang von Carla Bozulich (zumindest bei einem Stück), bevor das Trio mit wütendem Noise-Rock beweist, dass die saubere Produktion ihren dreckigen Lärm-Rock nicht im Mindesten clean macht.
(9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #82 Februar/März 2009 und Chris Wilpert
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #78 Juni/Juli 2008 und Chris Wilpert
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #113 April/Mai 2014 und Jenny Kracht
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Henrik Beeke