Er ist zurück, der Mann von den SCREAMING TREES. Mark Lanegan also nicht mehr solo, sondern mit Band, nur dass die nicht wie in den letzten Jahren QUEENS OF THE STONE AGE heißt. Jetzt ist er also wieder der Chef, und vor allem singt er hier - welch Verschwendung, diesen Mann mit seiner rauhen, markanten Stimme nicht zum Mittelpunkt einer Formation zu machen! Und sowieso ist es eine Schande, dass die Welt heute scheinbar die SCREAMING TREES vergessen hat, die Anfang der Neunziger eine der wirklich interessanten Bands aus Seattle waren.
Nach deren Ende schlug sich Lanegan mit diversen Soloplatten durch, hierzulande via Glitterhouse veröffentlicht, die zwar alle durch seine prägnante Stimme lebten und ihren Reiz hatten, aber für meinen Geschmack den Rockband-Kontext vermissen ließen.
Mit "Bubblegum" ist jetzt alles wieder anders und auch nicht. Scheinbar beeinflusst durch das QOTSA-Intermezzo, hat Lanegan wieder stärker zu auch mal lauteren Rockklängen (etwa das an die STOOGES erinnernde "Sideways in reverse") zurück gefunden, wobei die Behauptung aus dem beiligenden Info-Blatt, die Zeit bei QOTSA habe ihn und sein Songwriting geprägt, dann vielleicht doch eine Verdrehung der Tatsachen ist: Ich sehe da eher eine Beeinflussung dieser durch Lanegan.
Zusammen mit dem neuen Album der FLAMING STARS und von THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES ist der Wettstreit um die beste und intensivste Platte der zweiten Jahreshälfte jetzt also eröffnet. Ein Album von tiefer, samtiger Schönheit, in dessen Mittelpunkt immer wieder diese betörende Stimme steht.
Dass hier reihenweise prominente Gastmusiker mitgewirkt haben, nehme ich einfach mal als schmückendes Beiwerk hin, ist aber nicht der Rede wert. Grandioses Album. (49:06) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Thomas Kerpen