BRIGHT EYES

Digital Ash In A Digital Urn CD

Jaja, der "Spiegel": "originelle Rocksongs" machten die BRIGHT EYES konstatiert da der Herr Allround-Musikredakteur, und man fragt sich schon, was der Kerl sonst so hört, denn bei aller Sympathie für Conor Oberst, sein Label Saddle Creek und sein Band-Alter Ego BRIGHT EYES, "originell" sind die zwei(!) neuen Platten nicht wirklich.

Wie mir auch das Verständnis dafür fehlt, was den Burschen, so sympathisch und nett er auch sein mag, dafür qualifiziert, in den USA in den letzten Jahren im Showbusiness herumgereicht zu werden wie ein Indie-Rock-Messias.

Nehmen wir nur mal die neue Platte eines Lou Barlow: Äh, okay, vielleicht bin ich zu alt, mit 36 näher dran am Mr. Sebadoh als am 24jährigen Oberst, aber faktisch macht für mich Barlow die besseren Platten.

Nur interessiert sich für die keiner mehr. Aber Musik ist ja bekanntlich Geschmackssache, ein gewisser Hype-Faktor kommt dazu, und so dürfte sich 2005 die Siegesserie des Herrn aus Nebraska fortsetzen.

Und weil zwei Alben besser sind als nur eines, hat er eben zwei gemacht: in zwei verschiedenen Besetzungen und jeweils mit unzähligen Gastmusikern, denn wozu hat man sich schließlich mit Bands wie THE GOOD LIFE, NOW IT'S OVERHEAD, AZURE RAY oder THE FAINT ein eigenes, kleines Label- und Szeneuniversum aufgebaut? "I'm Wide Awake, It's Morning" ist dabei das "Lagerfeuer-Album", das weitgehend akustisch wirkt, reduziert, für das Conor eigentlich auch ohne Band, nur mit Barhocker und Wandergitarre bewaffnet auf Tour gehen könnte.

Countrymusik für die urbane iPod-Generation, mit launigen Ansagen zwischendrin, was beinahe wie eine Liveplatte wirkt. Anders dann "Digital Ash In A Digital Urn", das BRIGHT EYES in bekanntem Klanggewand zeigt, schöner Indierock, in klassischer Bandbesetzung eingespielt, sehr vielseitig und abwechslungsreich, irgendwie pures Understatement angesichts des Wirbels um Band, Oberst und Label.

Mal laut, mal zerbrechlich und mit schluchzenden Streicherpassagen (echt, nicht aus dem Computer), mal elektronischer, mal rockender, eine erstaunliche Bandbreite, ein opulentes All You Can Eat-Büffet.

(7/8)