Foto

BRAINDEAD

After The Fire

Mal wieder dieser „Huch, habe ich was verpasst?“-Moment. Aber nein, habe ich nicht, „Libertalia“ von 2013 war wirklich die letzte Platte der famosen Hamburger Dub-Punks, nur ein Tape und ein Split-Release kam zwischendurch. Sie sind und bleiben eine der unterschätztesten Bands hierzulande, sowohl was ihre Virtuosität im Umgang mit den Dub-Sounds und -Rhythmen betrifft als auch in Sachen musikalischer Souveränität – bissiger Streetpunk dieser Kategorie ist hierzulande selten. Dazu kommt exzellente Studioarbeit, ganz besonders wichtig, um die Dub-Sounds mit der nötigen Wucht rüberzubringen. Von 2016 bis 2020 arbeitete die Hamburger DIY-Formation an ihrem dritten Album, und man würde sich wünschen, eine Band wie RANCID nähme sie mal als Opener mit auf Tour. Diverse Gastmusiker:innen und Sänger:innen waren im Studio dabei, mit Mass Productions, Maloka und Pumpkin sind außer dem Kieler Fire and Flames-Kollektiv noch drei weitere Labels im Boot, und wer immer CITIZEN FISH, RUTS und P.A.I.N. feiert, sollte sich spätestens jetzt mit BRAINDEAD vergnügen. Textlich ist die Band gewohnt engagiert, aber gefühlt etwas persönlich-reflektierter als konkret in ihren Aussagen. „Counter culture“ mit seinen programmatischen Aussagen sticht da etwas heraus, wohingegen „Shame, horror, despair“ etwas schwer zu entschlüsseln ist – eine Hymne auf homegrown Bio-Gras ...? Alles in allem ein quasi hälftiger Mix aus relaxten Dub-Songs und straightem Punk – so mag ich das.