Es fällt mit zunehmend schwerer, mich von neuen Bands direkt auf Anhieb vollends begeistern zu lassen. Das Internet und der Aufstieg der Streaming-Services hat uns mit neuer Musik so übersättigt, dass oft nicht mehr zurückbleibt als der Gedanke: Klingt schon ganz geil, aber ich habe diese Woche schon drei Bands gehört, die genauso klingen. PILLBOOK brechen aus diesem Muster komplett aus und haben mich direkt so in ihren Bann gezogen, dass eine Woche lang kaum was anderes hören konnte, ohne vor Langeweile zu sterben. Das Drum/Bass-Duo schlägt mit wuchtigen Schallerzeugnissen auf, die sich mal als Sludge, dann wieder als Grunge bezeichnen lassen, immer mal ausufernd in Post-Rock-Eskalationen und trotzdem mit der nötigen Portion Indierock, um den Songs trotzdem noch einen gewissen Pop-Appeal zu verleihen, der sicher auch Genrefremden die eine oder andere Freudenträne entlocken kann. Dann sind da auch noch die energischen Emo-Vocals, die schon stark an SUNNY DAY REAL ESTATE erinnern, nur noch mal eine ganze Spur brachialer. Alles in allem liefern PILLBOOK einen unglaublichen Mix aus allem, was in den Neunzigern irgendwie funktioniert hat, und funktioniert dabei heute so gut, dass sich selbst der grimmige Chefredakteur mit seiner Neunziger-Nostalgie nicht davor retten kann. Jetzt mal ein ernstes Wort an PILLBOOK: Löst euch jetzt bloß nicht auf! Wenn ich nicht mehr als diese sieben Songs von euch bekomme, muss ich mich sonst nämlich jede Nacht in den Schlaf weinen.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Elliott Tender
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Daniel Müller