Bereits beim Vorgänger „Bowie Odyssee 70“ hat Simon Goddard einige der Protagonisten etabliert – dabei lässt er die Grenzen zwischen Dokumentationen und Roman verschwimmen –, die für Bowies Karriere von Bedeutung werden sollten, wie beispielsweise seine erste Frau Angie und den Produzenten Tony Visconti, der im Romanjahr 1971 das Bowie-Album „Hunky Dory“ produzierte, sowie die Musiker, mit denen Bowie den Durchbruch schaffen sollte, die SPIDERS FROM MARS, unter anderem mit Gitarrist Mick Ronson. Das Buch schildert, wie Bowie auch als Musiker zunehmend unter Druck kommt, da ausgerechnet sein Freund Marc Bolan mit einem ersten Hauch von Glam und Glitter die Teenagerherzen und Charts eroberte. Bowie musste akzeptieren, dass seine Zeit als „Akustik-Troubadour“ vorbei war und er sich neu finden musste, was durch die erste Begegnung mit Iggy Pop und Lou Reed beflügelt wurde. Goddard führt den Leser in die Schwulenclubs von London, in denen Bowie nach neuen Ideen suchte, wie auch auf ein damals winziges Festival im ländlichen Glastonbury, wo Bowie etwa „Changes“ spielt. In diesem Jahr schrieb Bowie auch den Song „Andy Warhol“, als eine Hommage an den Pop-Art-Künstler, den dieser indes gehasst haben soll. Der Autor folgt Bowie nach New York, auf dessen Straßen ein deutlich anderer Ton herrschte als im noch „swingenden“ London. Der Schauspieler Tony Zanetta, aus dem Dunstkreis von Andy Warhols Factory, führt Bowie durch die Nachtclubs von New York und wird später Tourmanager auf der „Ziggy Stardust“-Tour. Goddard gelingt es in viele kleinen Szenen und Beschreibungen den Geist jener Jahre einzufangen und das macht „Bowie Odyssee 71“ zu einer detailreichen Zeitreise, die nicht nur Fans von David Bowie interessant ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Markus Kolodziej