GOOD WEATHER GIRL

Boon

Was das Frankfurter Label Hazelwood Vinyl Plastics so sympathisch macht ist die Begeisterung, die dort bei aller Professionalität jeder Veröffentlichung zu Grunde liegt. Hier sind alte Hasen als Überzeugungstäter aktiv, und das hat was mit Begeisterung zu tun.

Begeisterung, die sich einstellte, als unter anderem der erste Song des Albums in den Untiefen des World Wide Web aufgestöbert wurde und man ahnte, was für eine Perle sich unter dieser verrauschten Aufnahme versteckt.

Diverse Gespräche und Mails später landeten die Urheber dieser so begeisternden, zerbrechlichen, spröden Songs in Frankfurt, um dieses Album aufzunehmen, und die beiden Geschwister Dion und Shem Lucas aus London entpuppten sich als die Sprösslinge von Soo Catwoman, jener Punk-Frau, die wegen ihrer markanten Katzenohren-Frisur zur vielfotografierten Ikone der frühen Londoner Punkszene wurde.

Da das Girl/Boy-Duo seinen Plattenvertrag in Unkenntnis dieser Tatsache bekam, ist es schon beinahe unfair, diese Aufmerksamkeit erregende Tatsache zu ewähnen, doch dem steht entgegen, dass „Boon“ alle Aufmerksamkeit verdient hat.

Mag alle Welt abraven auf irgendwelche neuen Antifolk-Helden, die mir allesamt nichts geben, so ist es diese minimalistische, lakonische, simple Platte mit dem nur wenige Tonlagen erkundenden Gesang Dions, die mit jedem weiteren Hören mehr fasziniert.

Begleitet wird sie von Schlagzeug und Gitarre sowie etwas Geige, und auch wenn man hier sicherlich die Kirche im Dorf lassen und Superlative meiden sollte, so ist „Boon“ doch ein faszinierendes, irgendwie anrührendes Werk.

(Diese Band war auf der Ox-CD #89 zu hören)