Und wenn bei Bohren hundertmal die Zeitlupe das tragende Element ist, bin ich jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie viel sie mit jeder neuen Platte aus ihrem eigenen Instrumentarium noch herausholen, um neue, bisher ungehörte Facetten freizulegen.
Immerhin hat das titelgebende Piano eine nicht unwesentliche Rolle übernommen, oder korrekterweise das mächtiger klingende Klavier, das sich im Titel aber wohl eher seltsam gemacht hätte.
Daneben nach wie vor bestimmend: Saxophon, Bass, die völlige Abstinenz überflüssiger Worte und das Rührbesenschlagzeug. Bands wie Bohren, die in ihrem eigenen Zeitkontinuum agieren, lassen die Uhren beim Anhören ihrer Musik automatisch langsamer ticken, ein Umstand, der viel zu oft vergessen wird, denn Zeit ist wertvoll.
Auch mit „Piano Nights“ dimmt sich die Zimmerlampe automatisch auf Energiesparbirnenniveau herunter und alles andere wird unwichtig. Nichts für Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne, die alle dreißig Sekunden ihren Twitter-, Facebook-, Mail-Account abfragen in der Bemühung, ja nichts zu verpassen, was es an Belanglosigkeiten alles auf dieser Welt gibt.
Bohren ist das exakte Gegenteil von schnelllebiger Musik, Hektik und Oberflächlichkeit, und genau dafür liebe ich diese Band. Wer’s bisher scheiße fand, wird auch diesmal leer ausgehen.
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