Man nehme einen düsteren Abend und lasse diesen mit einem David Lynch-Film beginnen, „Mulholland Drive" bietet sich da natürlich an. Nachdem man verwirrt zurückgelassen wurde, legt man sich auf sein Bett, lässt eine im Wind flatternde Kerze abstruse Lichtspiele an die Decke werfen und der Raum wird von der Musik von BOHREN & DER CLUB OF GORE erfüllt.
Während man noch über einzelne Szenen grübelt, macht sich eine tonnenschwere, langsam daherkriechende und düstere Atmosphäre breit. Die Musik schleicht sich wie eine Schlange an, die danach ihr Opfer in aller Ruhe in den Würgegriff nimmt, dem niemand mehr entkommt.
Gedanklich schreitet man zu Zusammenhängen fort und versucht die eben noch analysierten Szenen in diesen einzuordnen. Ein Saxophon begleitet einen langsam auf diesem Weg, ebenso bedächtig und düster wie der Rest der Band.
Dann trägt es den Song beinahe schon leichtfüßig hinfort, sonstige Maßstäbe und Richtlinien werden wie in einem Paralleluniversum außer Kraft gesetzt und stattdessen neue Regeln aufgestellt.
Ein außerhalb jeder Kategorie stehendes, zeitloses Werk, das unter der makellosen Oberfläche mit den Abgründen des Alltags aufwartet. Wenn Morten Gass von BOHREN zu diesem Album sagt, dass es „Ziel war (...), eine leise Heavyness zu kreieren, die sonst nur mit verzerrten Gitarren und viel Lärm zu erreichen ist.", dann kann man ihm nur mit einem bedächtigen Nicken zustimmen.
Gleichzeitig frisst sich das Klavier den Weg in die Gehörgänge, bevor der Song implodiert und nichts als Stille und Leere zurücklässt. Den Lynch-Film hat man zu diesem Zeitpunkt schon lange vergessen und drückt süchtig erneut auf den Play-Knopf.
Es gibt keine Band, die nur vergleichsweise so konsequente Musik macht, und nur THE WIND-UP BIRD erschaffen ähnliche Stimmungen (70:59) 10/10
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