BLUE SCREEN OF DEATH

There Are Just 16 Steps Down To Hell

Gregor Samsa (ja, Kafka-Leser erkennen, dass es sich hierbei um einen Künstlernamen handelt) als Betreiber des früher in Kassel, heute in Hamburg ansässigen Liebhaberlabels Sounds of Subterrania hat einen Hang zum Extravaganten.

In Zeiten, da viele Menschen Musik als flüchtiges, jederzeit verfügbares „wolkiges“ Etwas wahrnehmen, setzt er mit Plattenverpackungen dagegen, die man gesehen, ja, in der Hand gehalten haben muss, um zu erkennen, dass Musik niemals etwas werden darf, das nur von einer physischen Hülle gelöst existiert.

So entstanden in den letzten Jahren verschiedenste Projekt, die rein kommerziell gesehen sinnlos waren, aber dafür wundervolle Kunstobjekte und Sammlerstücke. So gab es eine MONSTERS-Platte mit 1000 Teile-Puzzle, eine weitere MONSTERS-Platte mit einem aus Holz gefrästen Schiebespielcover, eine Holzbox-Edition der KAMIKAZE QUEENS und ein paar andere liebenswert-bekloppte Projekte mehr.

Klar, für einen Massenmarkt sind diese Veröffentlichungen in Kleinauflagen nichts, aber Minderheitenmusik darf eben auch in einer Minderheitenverpackung daherkommen und etwas mehr kosten.

Das neueste SoS-Projekt ist die „There Are Just 16 Steps Down To Hell“-10“-EP der aus Göttingen kommenden Nintendo-Punks THE BLUE SCREEN OF DEATH. Diese Platte ist verpackt in eine Plastikhülle von beinahe der Größe eines LP-Covers.

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Papierhülle, sondern eine im Thermoform-Verfahren (umgangssprachlich „Tiefziehen“ genannt) hergestellte Kunststoffbox, die von der Größe abgesehen, 1:1 einer altmodischen Floppy-Disc entspricht.

Die älteren Ox-Leser erinnern sich: nach den wabbeligen Flexi-Disketten der Achtziger, deren Design einst NEW ORDER für ihre „Blue Monday“-12“ aufgriffen, kamen Ende der Achtziger die ca.

10 x 10 cm großen Hartplastik-Disketten, auf denen man 1,44 MB (!) Daten speichern konnte und die noch bis nach der Jahrtausendwende Verwendung fanden. Heute hat kein Computer mehr so ein Laufwerk, Disketten sind ähnlich vom Aussterben bedrohte Dinosaurier wie MCs, doch genau deren Optik hat SoS nun nachgeahmt – inklusive eines bedruckten, massiven Metallverschlusses.

Zieht man den ab, kann man das Objekt aufklappen und findet darin statt einer Magnetfolie die 10“. Die darauf zu hörenden „8bit-Punks“ sind trashig-kaputte ATARI TEENAGE RIOT-Fans minus deren Ultra-Aggression, es fiept und bliept und zirpt, dass es eine Freude ist, doch darunter versteckt sich solider, deutschsprachiger Punkrock.