Wahrscheinlich ist es ein Zufall, dass mit „No Fun City“ und „Bloodied But Unbowed“ zeitgleich zwei Dokumentarfilme über die kanadische Westküstenmetropole veröffentlicht wurden. Beschäftigt sich ersterer mit der Livemusik-Szene von Vancouver und ist durch die Aussagen zu den Auswirkungen von Gentrifizierung auf Subkukturen von weltweiter Relevanz, geht es in „Bloodied But Unbowed“ von Susanne Tabata um die Punk-Szene von Vancouver mit Schwerpunkt auf den Jahren 1977 bis 1982.
Bands wie D.O.A., SUBHUMANS oder POINTED STICKS sind bis heute für an Punk Interessierte große Namen, aber man könnte argumentieren, dass im Vergleich etwa zu „American Hardcore“ der Fokus dieser Doku viel zu lokal ist, als dass der Film über die Stadt- oder Landesgrenzen hinaus von Bedeutung wäre.
Das ist falsch, denn Tabata ist es gelungen, in der Darstellung der Szene und ihrer Akteure (etwa Joe „Shithead“ Keithley von D.O.A. oder Gerry Hannah von SUBHUMANS) für Punkrock weltweit gültige Aussagen zu machen: In einer isolierten, spießigen Stadt „zwischen den USA und England“ Ende der Siebziger, verfolgt von den „normalen“ Jugendlichen, mit Freunden nur unter Angehörigen der Gay Community, entwickelten die Punks zwischen Protestverhalten, Provokation, politischem Engagement und Kunst eine eigene Identität.
Das, so zeigt sie, war in Vancouver möglich, das ist, das war auch überall sonst möglich, und die Geschichten ähneln sich, wo immer auf der Welt man Punks befragt. Tabata kombiniert „historische“ Fotos und Filmaufnahmen mit Interviews mit Protagonisten der Vancouver-Szene und holte sich Aussagen von auswärtigen Zeitzeugen dazu, etwa Jello Biafra, Henry Rollins und Duff McKagan, und ihr gelang so ein kurzweiliger Film mit viel Musik.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Joachim Hiller